Rockerkrieg an der Grenze

Nach dem Tod eines 18-jährigen fürchtet die Polizei eine weitere Eskalation

Würselen (dpa). Die nächtliche Bluttat liest sich wie ein Krimidrehbuch: Ein Unbekannter, vielleicht auch mehrere, fährt in Würselen bei Aachen vor einer früheren Kneipe vor. Er zieht eine Waffe und feuert. Im Haus geht eine Gruppe in Deckung, dennoch wird ein 18-Jähriger tödlich getroffen, ein zehn Jahre älterer Mann verletzt. Der Schütze rast davon, unerkannt. Was bleibt, sind Fragen und etliche Vermutungen. Denn in der deutsch-niederländischen Grenzregion sorgt ein Machtkampf unter Rockern seit Monaten für Schlagzeilen. Und das Opfer hatte Verbindungen in dieses Milieu.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurde der 18-Jährige mit einem Kopfschuss getötet. Das zweite Opfer, ein 28-Jähriger, wurde im Bauch getroffen, es kam in ein Krankenhaus. «Es ist noch nicht bekannt, wer die Schüsse abgab», sagte Staatsanwalt Jost Schützeberg. Auch die Hintergründe der Tat und das Motiv würden noch ermittelt. Konkrete Hinweise gebe es aber noch nicht. Man werde mit den Kollegen in den Niederlanden zusammenarbeiten. Das Opfer stamme nicht aus dem Nachbarland.

Drei Rockergruppen im Visier
Nach Recherchen der «Aachener Zeitung» sollen mehrere Autos vor der Rückseite des Hauses vorgefahren sein, mindestens einer der in den Autos sitzenden Männer soll Schüsse aus einer vermutlich automatischen Waffe auf die Kneipe und die darüberliegende Wohnung abgegeben haben.

Die Polizei vermutet einen tödlichen Streit von Rockergruppen. Es wäre der Höhepunkt der bisherigen Rivalität in der Szene in der Grenzregion. Vor allem in den Niederlanden halten die Gangs in ihren Lederkutten die Polizei in Atem. Nicht nur in Kerkrade, auch in Sittard und anderen Teilen der niederländischen Region Südlimburg gab es in den vergangen Wochen Zwischenfälle. Im Visier hat die Polizei vor allem die verfeindeten Banden Hells Angels und Bandidos, neben ihnen ist auch die niederländische Rockergang Satudarah im Grenzraum aktiv. In Deutschland ist sie verboten worden.

24.05.2015 Ta