Satanismus – Gefährliche Entwicklung

Dieser Fall erschüttert im Februar 2014 die Öffentlichkeit. Die 19-jährige Miranda B. bringt gemeinsam mit ihrem Ehemann einen Mann um. Satan habe es ihr befohlen, gibt die junge Frau im Verhör an. Der Satanismus sei ein wichtiger Teil ihres Lebens. Mit 13 habe ihr der Chef einer satanistischen Sekte eine Pistole in die Hand gedrückt und sie gezwungen, zum ersten Mal einen Menschen zu töten.

Wozu Satanisten fähig sind, hat sich auch in Deutschland gezeigt. Der bekannteste Fall ist der Mord an einem jungen Mann in Witten im Jahr 2001. Ein Satanisten-Paar tötete ihn mit 66 Messerstichen, weil der Teufel angeblich ein Menschenopfer gefordert hatte.

Es gibt in Deutschland heute nur wenige Kriminalbeamte, die sich in der komplizierten Materie wirklich auskennen. Ihre Einschätzung ist jedoch einhellig: Das Bedrohungspotential durch okkult-ideologische Gruppierungen nimmt zu. Dabei geht es nicht nur um Sachbeschädigungen auf dem Friedhof und Störung der Totenruhe.

Erfassung dringend erforderlich
Harry Bräuer, Kriminalhauptkommissar beim Polizeipräsidium München, befasst sich seit  mehr als 15 Jahren beim Kommissariat Opferschutz und Verhaltensprävention schwerpunktmäßig mit Sekten und Okkultismus. Jeder fünfte Anrufer, der sich in seiner Behörde beraten lässt, ist diesem Bereich zuzuordnen.

Auch er schätzt das tatsächliche Gefahrenpotential höher ein und hält eine bundeseinheitliche Erfassung von Straftaten mit okkult-ideologischem Hintergrund für dringend erforderlich. In der Polizeilichen Kriminalstatistik werden Taten mit satanistischem Hintergrund bisher nicht extra erfasst. Bräuer ist sich der Probleme bewusst: Zum einen tummeln sich in der Szene viele psychisch angeschlagene Menschen, was gerade die Zeugenaufnahme sehr erschwert. Zum anderen schützen  Täter immer wieder Satanismus vor, um ihre eigentlichen  Motive – zum Beispiel sadistische Sexualphantasien – zu verschleiern.

Fehlendes Wissen
In die gleiche Richtung argumentiert Kriminalhauptkommissar Peter Göbel vom Polizeipräsidium Freiburg. Auch er gehört zu den wenigen Polizeibeamten, die sich intensiver mit dem Phänomen beschäftigt haben. Göbel ist der Überzeugung, dass weit mehr Straftaten auf das Konto von Satanisten gehen, als aktenkundig sind. „Den meisten Kollegen fehlt schlicht das Wissen, um bei einer Straftat einen okkulten Hintergrund erkennen zu können. Sowohl bei Polizei als auch bei Jugendbehörden besteht dringender Bedarf nach entsprechenden Ausbildungs- und Fortbildungsprogrammen.“

Phänomen kriminologisch unterschätzt
Auch Dr. Alfred Stümper, ehemaliger Landespolizeipräsident von Baden-Württemberg, betont den gesellschaftlichen Hintergrund des sogenannten „Satanismus“. Für Stümper gehören kriminelle Satanisten in den Bereich der sogenannten „Destruktionstäter“. Als Motiv stehe der Zerstörungsdrang im Vordergrund, egal ob Steine auf die Autobahn geworfen werden oder Gräber geschändet. „Dieses irrationale Gewaltphänomen hat deutlich zugenommen. Es wird aber kriminologisch noch viel zu wenig beobachtet und gewürdigt“, meint Dr.Stümper.

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