So gehen Diebe vor

Das beliebteste Werkzeug der Motorraddiebe ist noch immer der Bolzenschneider. Nach wie vor überwiegt die brutale Methode. Außerdem aber werden heute auch elektrische Hilfswerkzeuge, Eissprays, spezielle Picking-Sets zum Sezieren der Schlösser – und immer häufiger die schlichte Manneskraft in Kombination mit dem Kleintransporter erfolgreich zum Motorradklau eingesetzt.

Schlossknacken mit Eisspray
Wenn in Motorradfahrerkreisen das Thema Schlossknacken diskutiert wird, taucht immer wieder das Stichwort „Kältespray“ auf: Angeblich kann das Schloss, nachdem es „eingefroren“ wurde, durch einen Hammerschlag auf den Schlossbügel mühelos zertrümmert werden.
In der Realität soll diese spektakuläre Methode aber nur bei Schlössern der untersten Qualitätsstufe funktionieren. Qualitätsprodukte sind gegen derartige Attacken resistent.

Mit einem gewöhnlichen Kältespray kann man Oberflächentemperaturen von etwa 60 Grad Minus erreichen. Da aber die Schlösser relativ schnell wieder Wärme aufnehmen, liegt die Kerntemperatur eines dicken Bügels je nach Umgebungstemperatur erheblich darüber.
Bei ABUS, einem der führenden Schlosshersteller, wird der Aspekt „Schlagfestigkeit unter extremer Kälteeinwirkung“ seit Jahren bei Neuentwicklungen berücksichtigt.

Dort werden Schlösser in einem Kälteschrank bis auf eine Temperatur von 40 Grad Minus komplett durchgekühlt. Anschließend werden sie mit heftigen Schlägen attackiert, die denen eines durchschnittlichen Mannes mit einem 6-kg-Vorschlaghammer entsprechen. In einem weiteren Test wird das Schloss mit Hilfe eines Kältesprays etwa drei Minuten lang gekühlt und anschließend sofort mit einem 500-Gramm-Hammer „bearbeitet“.

Beide Tests gelten als bestanden, wenn das Schloss anschließend nicht geöffnet ist bzw. sich nicht ohne größeres Hilfswerkzeug öffnen lässt. 

Der neueste Trend: das Picking
Eine raffinierte Methode, um den Schließmechanismus zu überwinden. Man versucht, das Herzstück eines Schlosses, den Schließzylinder, mit speziellem Picking-Werkzeug aufzukriegen.

Normalerweise funktioniert das nicht, weil ein Zylinder für gewöhnlich fest umhüllt ist. Es gibt mittlerweile allerdings Werkzeuge, die so klein und filigran sind, dass sie an die Instrumente eines Zahnarztes erinnern. Mit einer großen Portion Fingerspitzengefühl kann es auf diese Weise gelingen, einen Stiftzylinder zu knacken.

Vorteil dieser Methode: Der Dieb kann den Tatort mit diesen kleinen Hilfsinstrumenten wesentlich unauffälliger erreichen als etwa mit einem Bolzenschneider.
Nachteil für den Langfinger: Er benötigt teure Spezialwerkzeuge, muss die Technologie des Zylinders kennen und wirklich intensiv trainieren, um das sogenannte Picking zu beherrschen.

Besonders anfällig für das Picking sind die so genannten „Tubular-Zylinder“. Für diese gibt es nämlich Spezialwerkzeug. Auch preiswerte Stiftzylinder sind durchaus Picking-gefährdet.

Der Abtransport
Eine weitere gängige Methode des Motorradklaus: der Abtransport. Steht ein Motorrad längere Zeit unbeachtet in der Gegend herum, sollte es besonders gegen den Abtransport gesichert werden. Für zwei bis drei kräftige Männer ist es eine Sache von einer Minute, das abgestellte Bike, egal ob mit Lenkrad- oder Bremsscheibenschloss gesichert, in einen Transporter zu hieven.

Ohne Lärm und ohne Aufsehen verschwindet so in Deutschland etwa alle Viertelstunde ein Bike. Passanten und Anwohner schöpfen keinen Verdacht. Sie meinen, hilfsbereite Freunde würden ein defektes Motorrad in die Werkstatt abtransportieren.

Foto: Chris Mitchell / Wikipedia

Picking-Werkzeuge

Picking-Werkzeuge