Aktienbetrug am Telefon

XY-Prävention: Die falschen Berater

(XY-Sendung vom 1. Juni 2022)
Ein vermeintlicher Anlageberater meldet sich im Herbst 2018 telefonisch bei einem Handwerker. Er bewirbt ein Investment, das angeblich große Gewinne verspricht – der Beginn einer unglaublichen Betrugsmasche.

XY-Szenenfoto

Der Gesprächspartner gibt sich als Anlageberater aus. Er bietet dem Handwerker Aktien einer vermeintlich aufstrebenden Firma aus dem Virtual-Reality-Bereich an. Diese suche Investoren.

Hohe Zinsversprechungen
Ein Investment über 10.000 Euro verspreche nicht nur Gewinne an der Börse, sondern auch einen garantierten Zins von 3,2 Prozent. Eine eigene, sehr professionell gestaltete Homepage gibt der Firma einen seriösen Anstrich.

Der Handwerker entscheidet sich zum Investment. Doch bald gibt es die ersten Probleme: Die versprochenen Zinsen lassen auf sich warten. Der Mann hakt nach und bekommt tatsächlich die fällige Summe überwiesen. Nach Einschätzung der Polizei handelt es sich dabei jedoch nicht um eine Zinszahlung, sondern um das Geld anderer Anleger. Ein Schneeballsystem also.

Zu weiterer Geldanlage überredet
Der Handwerker erhält weitere Angebote – zu angeblich exklusiven Konditionen – und legt erneut Geld an. Er hofft, mit den Gewinnen den Fuhrpark seiner Firma erneuern und sein Haus renovieren zu können.

Doch wieder läuft die Sache nicht rund: Auch eineinhalb Jahre nach dem ersten Investment lässt der Börsengang der Firma weiter auf sich warten. Der Handwerker erfährt nun, dass er seine Aktien gerne an einen Großinvestor verkaufen könne.

„Großinvestor“ stellt Bedingungen
Da dieser jedoch nur Aktien ab einer bestimmten Stückzahl kaufe, müsse der Handwerker zunächst noch einmal investieren. Der Handwerker entscheidet sich schließlich für diese Option und schöpft dafür den Kreditrahmen seiner Firma aus.

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Doch bald darauf ist das vermeintliche Beratungs-Unternehmen für ihn nicht mehr zu erreichen. Der Mann ist Betrügern aufgesessen. Die Familie verliert rund 190.000 Euro und erstattet schließlich Anzeige.

Zahlreiche Opfer, immenser Schaden
Mehr als 100 solcher bzw. ähnlicher Fälle hat es in Deutschland bislang gegeben – eine Zahl, die ständig steigt. Hinzu kommen Fälle aus der Schweiz und Österreich. Der Schaden in diesen drei Ländern liegt den Ermittlern zufolge jedes Jahr im zweistelligen Millionenbereich.

Die Polizei geht davon aus, dass die Organisatoren des Betrugs ursprünglich aus dem deutschsprachigen Raum stammen. Kontakte bestünden nach Südosteuropa, wo sich auch die Call-Center befinden. Es sind wohl mehrere international agierende Tätergruppierungen am Werk, die bandenmäßig organisiert sind

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Immer ein ähnliches Schema
Das Vorgehen der Täter folgt einem Schema: Sie rufen zunächst mit manipulierten Rufnummern an. So wollen sie den Anschein erwecken, aus Finanzmetropolen wie Dublin oder London anzurufen. Dann machen sie ein vermeintlich gutes, aber nur für kurze Zeit gültiges Angebot. Das Ziel: Zeitdruck aufbauen.

Durch E-Mails und professionell aufgebaute Internetseiten gewinnen die Betrüger das Vertrauen ihrer Opfer. Nachdem diese erstmal kleinere Summen investiert haben, werden sie überzeugt, immer mehr Geld anzulegen. Wenn nichts mehr zu holen ist, brechen die Täter den Kontakt ab und sind nicht mehr erreichbar.

Branchen mit Zukunftspotenzial
Die Firmen und Branchen, die in der Masche eine Rolle spielen, sind austauschbar. Mal bewerben die Anrufer Firmen aus dem Virtual-Reality-Bereich, mal aus den Bereichen Solar-Energie oder Bio-Kraftstoffe. Typisch ist, dass es sich um innovative Branchen handelt, über die gerade viel berichtet und gesprochen wird – Branchen, denen vermeintlich die Zukunft gehört.

Werbe-Anrufe – sogenanntes „Cold Calling“ – sind in Deutschland verboten, sofern eine Beratung vorher nicht vereinbart worden ist. Sie werden von der Bundesnetzagentur verfolgt und mit einem Bußgeld belegt.

Die Polizei rät Angerufenen:

  • Teilen Sie dem Anrufer direkt mit, dass er etwas nicht Erlaubtes tut. Dies genügt oft, dass er von sich aus das Gespräch beendet.
  • Finger weg von vermeintlich exklusiven Finanz-Angeboten, die von fremden Personen per Telefon oder E-Mail unterbreitet werden!
  • Vorsicht bei ungewöhnlich hohen Renditeversprechungen!
  • Immer eine Zweitmeinung einholen (Fachleute, Familienkreis)!
  • Seriöse Finanzberater führen vor Vertragsabschluss Beratungsgespräche und Belehrungen durch. Die Protokolle dazu müssen Ihnen ausgehändigt werden.
  • Finanzvermittler benötigen eine gewerberechtliche Erlaubnis für ihre Tätigkeit. Seriöse Vermittler werden ihnen diese auf Verlangen vorzeigen. Eine Einsicht in entsprechende Vermittler-Register ist für Sie kostenlos.
  • Bei angebotenen Wertpapieren muss zwingend bei der BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) ein Wertpapier-Prospekt oder Wertpapier-Informationsblatt vorliegen. Diese Unterlagen können kostenlos per Internet eingesehen werden.

Wichtige Anlaufstellen

  • Auf den Internetseiten der Polizei und den polizeilichen Präventionsstellen in Ihrer Region finden Sie weitere Informationen zu dem Thema.
  • Die Bundesnetzagentur hat ein gutes Beschwerdemanagementsystem zur Aufnahme und anschließenden Ahndung unerwünschten Werbeanrufe.
  • Die Verbraucherzentralen stehen mit Auskunft und praktischer Hilfe wie Musterbriefen zu Verfügung.