(XY-Spezial vom 5. März 2025)
Am 1. Januar 2003 findet ein Autofahrer an einer Landstraße in der Nähe von Trier die Leiche einer jungen Frau. Sie liegt im Wald neben einem Parkplatz und ist nur spärlich bekleidet – ein klares Zeichen für ein Sexualdelikt. Einziger Hinweis auf die Identität der Toten: ein sogenanntes Cochlea-Implantat. Durch dieses ganz besondere Hörgerät kann die Tote identifiziert werden.
Simone Dewenter ist 30 Jahre alt und von Geburt an gehörlos. Sie lebt zusammen mit ihrem Partner und einem gemeinsamen Freund in einer Wohngemeinschaft in Köln-Kalk. Häufiger Gast in der Wohnung: die Partnerin des gemeinsamen Freundes. Nicht nur Simone, auch die anderen drei sind gehörlos.
Schweres Leben
Simones Eltern sind früh gestorben. Sie hat eine Ausbildung zur Hauswirtschaftshelferin absolviert. Danach ist sie jedoch nur hin und wieder für kurze Zeit in einer Anstellung. Ansonsten lebt sie von Sozialhilfe. Da sie nicht nur körperlich, sondern auch in ihren kognitiven Fähigkeiten eingeschränkt ist, hat sie einen gesetzlichen Betreuer.
Um sich etwas Geld hinzuzuverdienen, hat Simone vor geraumer Zeit einen gefährlichen Weg eingeschlagen. Davon weiß nur ihr allerengstes Umfeld: Zusammen mit der Partnerin ihres Mitbewohners prostituiert sie sich gelegentlich auf dem Straßenstrich im nahegelegenen Bonn.
Nachts verschwunden
Die Straße „Am Propsthof“ im Bonner Stadtteil Endenich ist tagsüber eine unauffällige Bürogegend. Abends und nachts jedoch treffen sich hier Prostituierte und ihre Freier. Auch Simone und ihre Freundin sind am Abend des 29. Dezember 2002 vor Ort. Sie wollen bis 22 Uhr bleiben und danach zurück nach Köln fahren. Um 21.20 Uhr sieht die Freundin, wie Simone in ein weißes Fahrzeug steigt. Danach ist sie verschwunden. Bei dem Auto handelte es sich um einen Transporter, vermutlich ein Lieferwagen oder 7,5-Tonner.
Unklar ist, ob der Fahrer dieses Wagens auch der letzte Freier von Simone ist – oder ob danach noch ein weiterer Freier kam. Fest steht: Die 30-Jährige fährt von Bonn aus rund 150 Kilometer in Richtung Trier – vermutlich gegen ihren Willen. Auf einem Parkplatz an einer Landstraße kommt es schließlich zu einer Auseinandersetzung und zu einem Kampf, den Simone nicht überlebt.
253 Spuren in 20 Jahren
Die Polizei ermittelt immer wieder in diesem Fall. Es gelingt unter anderem, die DNA des Täters zu isolieren. Die Kripo geht in 20 Jahren Ermittlungsarbeit 253 Spuren nach – ohne Erfolg. Nun hofft sie auf mögliche Mitwisserinnen oder Mitwisser, die bereit sind, ihr Schweigen zu brechen.
Verschwundene Gegenstände:
- beiger Wintermantel, Marke „Authentic Style“, Größe 44 oder 46, Kapuze mit Kunstfellbesatz;
- türkisfarbener Rollkragenpullover;
- dunkelgraue Hose;
- weiße Sportschuhe;
- weißer Stockschirm mit geradem Griff;
- schwarze Handtasche mit Kettenbügel sowie einem Schutzspray, Kondome und einem Schlüssel für einen PKW der Marke Ford.
Fragen nach Zeugen:
- Wer weiß oder hat eine Vermutung, wer der Täter sein könnte? Vielleicht hat er sich im Laufe der Jahre jemandem offenbart.
- Wer hat am Sonntag, 29. Dezember 2002, abends tatrelevante Beobachtungen in der Straße „Am Probsthof“ in Bonn-Endenich gemacht?
- Wer kann nähere Angaben zu dem letzten bekannten Fahrzeug machen, in das Simone Dewenter eingestiegen ist? In Frage kommen beispielsweise ein Ford Transit, Baujahr 1994 bis 2000, ein VW T4 oder ein Mercedes Atego (7,5-Tonner, Baujahr 1994 bis 2000). Die Aussagen der Zeugen gehen dabei auseinander, es könnte sich auch um ein anderes ähnliches Auto aus der Zeit gehandelt haben. Der Fahrer des Fahrzeugs wird dringend gebeten, sich als Zeuge zu melden.
- Wer hat in der Nacht zu Montag, dem 30. Dezember 2002, tatrelevante Beobachtungen am Auffindeort der Leiche gemacht? Es handelt sich um den Parkplatz „Azert“ an der L 141 zwischen den Ortschaften Hetzerath und Schweich in der Nähe von Trier.
- Wer kann Angaben zu möglichen Verbindungen von Simone Dewenter nach Trier und Umgebung machen?
- Wem sind die Gegenstände aus dem Besitz von Simone Dewenter, die der Täter mitgenommen hat, nach der Tat (sie ist 23 Jahre her) irgendwo aufgefallen?
Belohnung: Für Hinweise, die zur Aufklärung des Verbrechens führen, ist eine Belohnung von 5.000 Euro ausgesetzt.
Zuständig: Kripo Trier, Telefon: 0651 / 98 30
Vertrauenstelefon: 0152 / 288 549 68