Polizei verhängte 275 Platzverweise gegen prügelnde Ehemänner

275 prügelnde Ehemänner und Lebenspartner sind von der Berliner Polizei seit Jahresbeginn für mehrere Tage aus ihrer Wohnung gewiesen worden. Nach dem Abschluss eines halbjährigen stadtweiten Probelaufs sollen bei häuslicher Gewalt auch weiterhin so genannte Platzverweise ausgesprochen werden, kündigte Polizeipräsident Dieter Glietsch an.

Insgesamt wurde die Polizei in diesem Jahr 5.074 Mal wegen häuslicher Gewalt zu Hilfe gerufen. Das seien bereits fast so viel Einsätze wie im gesamten Vorjahr. Nach Angaben von Elke Plathe vom Landeskriminalamt kam es in der Hälfte der Fälle zu Körperverletzungen. Eine genaue Untersuchung in den Nordostbezirken der Stadt habe ergeben, dass 72 Prozent der Täter Männer sind. In der dortigen Direktion 7 wurden die Einsätze wissenschaftlich begleitet und ausgewertet.

Im Durchschnitt mussten dort die Gewalttäter vier Tage lang ihrer Wohnung fern bleiben. Der längste Platzverweis kann für zehn Tage verhängt werden. Viele betroffene Frauen hätten die dadurch entstandene «Ruhephase» genutzt, um zivilrechtliche Schutzmaßnahmen durchzusetzen, teilte Glietsch weiter mit. Grundlage der neuen Maßnahme ist das Allgemeine Sicherheits- und Ordnungsgesetz (ASOG), das die Polizei zur Abwehr von Gefahren verpflichtet, sowie das seit Jahresbeginn bundesweit geltende Gewaltschutzgesetz.

Die Berliner Polizei arbeitet bereits seit 1995 gemeinsam mit Frauenprojekten, Politikern und Wissenschaftlern im bundesweit einmaligen Berliner Interventionsprojekt gegen häusliche Gewalt (BIG). Dazu gehört auch die für Opfer eingerichtete BIG-Hotline mit der Nummer 030 / 611 03 00. Darüber hinaus hat der Senat die Einrichtung einer so genannten Interventionszentrale gegen häusliche Gewalt beschlossen, um die bisherigen Maßnahmen besser zu bündeln.

17.07.02 mh