Albtraum ohne Ende

Vor einem Jahr verschwand die 13-jährige Maria mit ihrer Internetliebe

Freiburg (dpa). Für die Angehörigen ist es wie ein Albtraum, für die Ermittler ein nach wie vor ungelöster Fall: Vor einem Jahr ist die damals 13 Jahre alte Maria aus Freiburg untergetaucht. Seither fehlt von ihr jede Spur. Das Mädchen ist auf der Flucht – gemeinsam mit seiner Internetliebe, einem 40 Jahre älteren Mann. Der erste Jahrestag am heutigen Sonntag ist für Marias Mutter und die Familie eine hart Probe.

«Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass Maria zurückkehrt», sagt Monika Beisler, alleinerziehende Mutter der heute 14-Jährigen. Gleich nach dem Verschwinden ihrer Tochter am 4. Mai vergangenen Jahres ist die Mutter an die Öffentlichkeit gegangen. Sie hat im Internet eine Seite mit dem Titel «Bitte findet Maria» eingerichtet, sie bloggt und bittet unter anderem über Facebook und Twitter um Hinweise. Der Fall stößt bei Nutzern im Internet seit Beginn auf ein großes Echo. Auch das macht diesen Fall ungewöhnlich.

Klare Rechtslage: Haase macht sich strafbar
Die Freiburgerin Maria-Brigitte Henselmann und der heute 54 Jahre alte Bernhard Haase aus Blomberg in Nordrhein-Westfalen haben sich 2012 in einem Internetchatroom kennengelernt, sagt Polizeisprecherin Laura Riske. Das hat die Auswertung des Chats durch die Ermittler ergeben. Der Kontakt der beiden blieb Außenstehenden verborgen, auch die Mutter ahnte nichts. Ihre Tochter und der Mann aus Nordrhein-Westfalen verabredeten schließlich die gemeinsame Flucht. 

Die Polizei geht von einer Liebesbeziehung aus. Demnach ist das Mädchen freiwillig mit dem Mann mitgegangen. Dennoch hat sich der 54-Jährige dadurch strafbar gemacht, weil Maria noch minderjährig ist und unklar ist, ob sie noch immer freiwillig bei dem Mann ist. Deshalb wird er mit internationalem Haftbefehl gesucht. Der Vorwurf lautet auf Kindesentziehung in einem besonders schweren Fall und Verdachts des schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern.

Bis heute keine heiße Spur
Die Fahndung läuft international, jedoch ohne den erhofften Erfolg. «Obwohl wir sämtliche Ermittlungsmaßnahmen ausgeschöpft haben, bleiben die beiden weiterhin verschwunden», sagt Polizeisprecherin Riske. Auch die Fernsehsendung «Aktenzeichen XY ungelöst», in der Marias Mutter sich mit einem Videoaufruf zu Wort meldete, verlief ohne greifbares Ergebnis.

Seit Marias Verschwinden hat die Polizei mehr als 800 Hinweise erhalten, sagt Riske. Rund 100 Spuren davon führten ins Ausland. Zuletzt konzentrierte sich die Suche auf Osteuropa: Im vergangenen Sommer wurden Maria und ihr Begleiter in Polen gesehen, beim Übernachten im Auto und beim Lebensmittelkauf. Das ist das bislang letzte Lebenszeichen der beiden. In Polen war zuvor auch das Auto des Mannes sowie dessen Schäferhund gefunden worden. «Jeder einzelnen Spur wurde durch die Ermittler nachgegangen», versichert Riske. Dies werde auch zukünftig so sein. Doch eine heiße Spur gebe es nicht, ein Ende des Falls sei nicht absehbar.

Fotomontage: Polizei Freiburg/e110

04.05.2014 Ta