Aschaffenburg (dapd-bay). Knapp neun Monate nach der Tötung eines Obdachlosen hat der mutmaßliche Täter Anatoli L. am Montag zum Prozessauftakt vor dem Aschaffenburger Landgericht zu den Vorwürfen geschwiegen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 39-Jährigen vor, in der Nacht von 28. auf den 29. Dezember 2011 den stark alkoholisierten Josef B. in einem Übergangswohnheim für Obdachlose in Aschaffenburg mit Schlägen und Tritten nach einem Streit schwer verletzt zu haben. Durch die stumpfe Gewalteinwirkung im Kopf-, Bauch- und Oberkörperbereich starb das 48 Jahre alte Opfer einen Tag später. Die Anklage lautet auf Totschlag und gefährliche Körperverletzung in zwei früheren Fällen.
Auslöser soll ein Streit gewesen sein: Josef B. soll den Angeklagten zum Gehen aufgefordert haben und wollte ihn aus der Tür seines Zimmers schieben. Auf die Spur des mutmaßlichen Täters kamen die Ermittler durch Zeugenaussagen. Anatoli L. wurde in der Silvesternacht festgenommen und sitzt seitdem in Untersuchungshaft.
Spuren sprechen gegen Angeklagten
Nach Angaben des gerichtsmedizinischen Sachverständigen Michael Bohnert wurden DNA-Spuren des Angeklagten bei dem aus der Slowakei stammenden Opfer Josef B. sichergestellt. Auch seien Blutspuren des Opfers an einem Turnschuh von Anatoli L. festgestellt worden. Für den Tod verantwortlich gewesen seien Tritte in den Bauch, von oben auf das liegende Opfer. Josef B. müsse vom Zeitpunkt der Tat bis zu seinem Tod unter kaum beschreibbaren Schmerzen“ gelitten haben, betonte der Mediziner vor Gericht.
Wie der Verteidiger Jürgen Vongries auf dapd-Anfrage sagte, kannten sich der mutmaßliche Täter und sein Opfer angeblich vorher nicht. Sein Mandant sei lediglich zum geselligen Trinken in dem Übergangswohnheim gewesen. Das wurde durch die Aussage eines Beamten im Zeugenstand belegt, demzufolge die Polizei in dem Zimmer Wodka-Flaschen gefunden hat.
Schon vorher Gewalttätigkeiten
In der früheren Kaserne war es laut Anklage schon vor der Tat im Dezember zu Übergriffen gekommen. So soll Anatoli L. einem anderen Obdachlosen eine volle Bierflasche auf den Kopf und anschließend dessen Kopf mehrmals auf den Boden geschlagen haben.
In dem Verfahren werden voraussichtlich mehr als 30 Zeugen gehört, Termine sind zunächst bis 25. September angesetzt.
11.09.2012 Ta
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