Brandanschlag in Meißen

Schon wieder Feuer in einem geplanten Heim für Asylbewerber

Meißen (dpa). In einer noch unbewohnten Asylbewerberunterkunft in der sächsischen Stadt Meißen haben Unbekannte Feuer gelegt. «Wir gehen von Brandstiftung aus», erklärte eine Sprecherin des Operativen Abwehrzentrums der Polizei (OAZ) nach den ersten Ermittlungen in dem Gebäude. Das OAZ ist für extremistische Straftaten zuständig. Seit Tagen macht Sachsen Schlagzeilen, weil im etwa 30 Kilometer entfernten Freital allabendlich einige Dutzend Menschen auch mit rassistischen Parolen gegen ein Flüchtlingsheim protestieren.

Das Feuer brach in einem Zimmer in der ersten Etage des vierstöckigen Gebäudes aus. Verletzt wurde niemand, das Gebäude ist noch unbewohnt. Den Angaben der Polizei zufolge wurde an zwei Stellen Feuer mit Hilfe eines Brandbeschleunigers gelegt – es brach aber nur an einer Stelle tatsächlich aus. Unbekannte hätten sich gewaltsam Zutritt in das Gebäude verschafft, hieß es.

Die Polizei prüft, ob mutmaßliche Rechtsextreme mit dem Brand zu tun haben, die sich offenbar am Abend zuvor in Meißen versammelt hatten. Die «Initiative Heimatschutz», die im Internet Stimmung gegen Flüchtlinge macht, hatte für Samstagabend zu einer «spontanen Zusammenkunft» in der Domstadt aufgerufen. Auf Facebook distanzierte sich die Initiative «von jeglichen Brandstiftungen.»

Neue Unterkünfte müssen gefunden werden
Nach Angaben des Meißner Landrates Arndt Steinbach (CDU) sind in dem Mehrfamilienhaus sechs bis sieben Wohnungen für bis zu 35 Flüchtlinge geplant. «Wenn man eins und eins zusammenzählt, liegt es nahe, dass der Brand und die Unterbringung der Asylbewerber zusammenhängen.» Die erwarteten Asylbewerber müssten nun in anderen Gebäuden untergebracht werden. Beschädigt worden sind laut Steinbach ausgerechnet die beiden Wohnungen, die bereits komplett bezugsfertig waren.

In den vergangenen Monaten wurden in Deutschland schon mehrfach Asylunterkünfte in Brand gesteckt. In Tröglitz in Sachsen-Anhalt zerstörte ein Feuer eine Unterkunft, bevor die Bewohner dort einziehen konnten. Zuvor hatte es dort massive Proteste gegen die Unterbringung von Flüchtlingen gegeben. Auch in Vorra (Bayern) und Limburgerhof (Rheinland-Pfalz) wurden Feuer gelegt. Erst in der vergangenen Woche entpuppte sich eine zunächst vermutete Böllerattacke auf ein Asylbewerberheim im sächsischen Freiberg als Sprengstoffanschlag.

29.06.2015 Ta