Der falsche Enkel aus dem Callcenter

Polizei will Senioren durch eine Aufklärungskampagne wappnen

Hamburg (dapd). Aufklärung ist im Kampf gegen den Enkeltrick das Wichtigste.  So verschickt die Hamburger Polizei in den kommenden Wochen 50.000 Informationsbroschüren an Haushalte. Darin rät sie unter anderem dazu, nicht den vollständigen Vornamen, sondern nur den Anfangsbuchstaben im Telefonbuch zu veröffentlichen, da sich die Täter ihre Opfer nach altmodisch klingenden Vornamen aussuchten.

Darüber hinaus werden 89 Beamte in Senioren- und Pflegeheimen sowie auf Wochenmärkten an Informationsständen über diese Form des Trickbetrugs aufklären. In Zusammenarbeit mit mehreren Kreditinstituten werden zudem Bankmitarbeiter informiert.

Allein in Hamburg fast vier Fälle pro Woche
Beim sogenannten Enkeltrick behauptet der Täter am Telefon, dass er ein Enkel oder Neffe des Opfers sei und sich in einer akuten finanziellen Notlage befinde. Fällt das Opfer auf die Täuschung herein, wird eine kurzfristige Übergabe von Bargeld vereinbart. Dabei geben die Betrüger vor, dass ein vermeintlicher Freund das Geld in Empfang nehmen werde.

Im vergangenen Jahr wurden der Hamburger Polizei 197 dieser Taten angezeigt. 13 solcher Delikte wurden vollendet. Die Täter erbeuteten jeweils durchschnittlich zwischen 4.000 und 10.000 Euro, sagte Fallak. In Einzelfällen wurden die Senioren sogar um bis zu 25.000 Euro betrogen. Die Polizei geht von einer «sehr hohen Dunkelziffer» aus, da viele Opfer sich schämten und die Vorfälle gar nicht meldeten.

Skrupellose Banden unterwegs
Die Betrüger agieren nach Angaben der Ermittlungsbehörden meist in Gruppen von mindestens vier Personen. «Bei den Tätern handelt es sich größtenteils um organisierte und gewerbsmäßig handelnde Banden, die bundesweit mehrere Hundert Anrufe pro Tag schaffen können», sagte Armin Wienberg von der Zentraldirektion für Trick- und Taschendiebstahl in Hamburg. Teilweise hätten die Täter sogar eigene Callcenter im Ausland eingerichtet, um von dort aus ihre potenziellen Opfer anzurufen.

Zur bundesweiten Anzahl von Fällen kann die Polizei jedoch keine genauen Angaben machen, da der Enkeltrick in der Statistik unter die allgemeinen Betrugsdelikte fällt und nicht einzeln aufgeführt wird.

Foto: Siegfried Fries / pixelio.de

08.03.2011 dv