Die Geiseln von Zehlendorf

XY-Podcast: Brenzlige Lage in Berliner Bank

27. Juni 1995, 10.15 Uhr. Vor der Commerzbank-Filiale im Berliner Stadtteil Zehlendorf fährt ein  weißer Lieferwagen vor. Vier maskierte Männer mit Maschinenpistolen springen heraus, stürmen  die Bank und nehmen 16 Kunden und Angestellte als Geiseln. Sie verdunkeln die Fenster, legen die Überwachungskameras lahm und deponieren Handgranaten  vor der Tür. Ihre Forderung: 17 Millionen Mark Lösegeld bis 17 Uhr, einen Hubschrauber und ein Fluchtfahrzeug.

Die Polizei sperrt das Viertel ab und fordert das SEK, das Spezialeinsatzkommando, an. Was folgt, sind  Telefonate, Verhandlungen, endloses Warten und weitere Verhandlungen. Währenddessen drängeln sich draußen auf der Straße Schaulustige und Medienvertreter. Der Sender Freies Berlin  – heute RBB – berichtet damals live.

Forderung: Beet-Umrandung weg!  
Die Polizei treibt 5,6 Millionen DM auf, die sie in fünf blauen Plastiksäcken vor das Gebäude bringt.  Dafür erreicht sie eine Verlängerung des Ultimatums auf 3 Uhr morgens. Doch die Geiselnehmer  stellen neue Forderungen. Sie verlangen, dass eine Beet-Umrandung aus Metall direkt vor dem  Eingang der Bank verschwinden soll, damit der Fluchtwagen dort halten kann. Dieses wird gleich  darauf von den Einsatzkräften weggeflext. Doch nach Mitternacht melden sich die Geißelnehmer  immer seltener. Dann herrscht plötzlich Funkstille. Was passiert in den Räumen der Bank? Sind die Geiseln noch am Leben?

Erster Kriminalhauptkommissar Ralf Kahlbau, ehemaliger Leiter  der Ermittlungen, berichtet Rudi Cerne und Conny Neumeyer in der  48. Folge des XY-Podcasts  von den dramatischen Szenen, die sich während der Geiselnahme ereignet haben. So drohten die Täter,  einem der Geiseln im Schaufenster ins Knie zu schießen, falls das Ultimatum ergebnislos  verstreichen sollte. Was zu diesem Zeitpunkt noch niemand wusste: Die Geiseln waren nur ein  großes Ablenkungsmanöver für einen ganz anderen, bis ins kleinste Detail ausgetüftelten Plan.

Altgediente Experten erzählen 
Außerdem im Interview: Polizeidirektor Manfred Textor, ehemaliger Chef der Berliner  Spezialeinheiten beim Landeskriminalamt Berlin. Als Kopf des Spezialeinsatzkommandos (SEK), des Mobilen Einsatzkommandos (MEK) und der Verhandlungsgruppe (VG) ) ist er unter anderem durch den «Fall Dagobert» prominent geworden – XY-Podcast-Folge #36 («Der Erpresser
Dagobert»). Er weiß nur zu gut, wie traumatisch es für Opfer werden kann, wenn solch eine Spezialeinheit zum Einsatz kommt.

XY-Szenenfoto:  Securitel / ZDF

22.05.24  wel