Die Leiden der kleinen Mary-Jane

Ein Geständnis, das den Atem stocken lässt

Meiningen (dapd-th). Der 38-jährige Angeklagte hat zum Auftakt des Mary-Jane-Prozesses sein Geständnis bestätigt. Er habe das siebenjährige Mädchen aus Zella-Mehlis im Juni in seiner Wohnung sexuell missbraucht und es am nächsten Tag bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt, sagte er am Freitag vor dem Landgericht Meiningen. Ja, das stimmt. Das tut mir ganz herzlich leid. Wenn ich könnte, würde ich es wieder rückgängig machen.“ Die Staatsanwaltschaft wirft ihm heimtückischen Mord und schweren sexuellen Missbrauch vor. Bereits am kommenden Mittwoch wird mit einem Urteil gerechnet.

Zu Beginn seiner Vernehmung bestritt Tino L. ein gezieltes Vorgehen. Der Übergriff in der Wohnung sei eine „Spontantat“ gewesen. Er habe das Kind zuvor auf der Straße „abgefangen“, um ihm seine Wohnung zu zeigen, sagte er.

Missbrauchs-Fantasien schon Wochen zuvor
Später räumte er ein, vielleicht aber auch schon zu diesem Zeitpunkt über einen sexuellen Kontakt nachgedacht zu haben. Bereits 14 Tage zuvor habe er sexuelle Fantasien mit dem Mädchen gehabt. „Früher habe ich solche Gedanken nicht gehabt“, sagte er.

Der gelernte Fleischer erklärte weiter, dass beide dann in seine Wohnung gegangen seien und zunächst eine Kindersendung im Fernsehen angeschaut hätten. Irgendwann habe er Wasser in die Badewanne eingelassen. Später sei er zu der Siebenjährigen in die Wanne gestiegen. Das Kind habe nichts dagegen gehabt, sagte er. Als es zu den Übergriffen kam, habe es nicht geschrien oder geweint.

Mordpläne in der Nacht geschmiedet
Tino L. zufolge wollte Mary-Jane zu keinem Zeitpunkt nach Hause. Er habe ihr dann Essen gemacht und sie ins Bett gelegt. Bereits in der Nacht habe er dann darüber nachgedacht, wie er das Kind „entsorgen“ könne. Auf Nachfrage gab er zu, den Wecker bewusst auf 3.30 Uhr gestellt zu haben, um das Mädchen vor einem Treffen mit seinem Arbeitskollegen „loszuwerden“.

Mit einem weißen Bademantelgürtel habe er das Kind dann am folgenden Morgen auf einer Wiese erwürgt, als Mary-Jane weidende Kühe beobachtete. Dann habe er das Kind in den nahen Bach gelegt. Er sei dann nach Hause und später zur Arbeit in die Wäscherei gegangen.

Bereits nach seiner Festnahme im Juli hatte Tino L. die Taten gestanden. Ein 41 Jahre alter Kriminalbeamter sagte vor Gericht aus, der Angeklagte habe angegeben, er habe Mary-Jane von Beginn an missbrauchen wollen. Er habe auch ausgesagt, von Anfang an mit dem Gedanken gespielt zu haben, sie „wegzuräumen“ und zu töten. Tino L. habe auch gesagt, er habe von der Erstklässlerin Nacktfotos angefertigt. Auf seinem Handy seien später Aufnahmen von der Gedenkstätte und vom Phantombild des Mädchens gefunden worden. Bei der Rekonstruktion der Tat am Tatort habe Tino L. die Vorwürfe eingeräumt.

Besondere Schwere der Schuld?
Ein ebenfalls befragter Gutachter bescheinigte dem Angeklagten volle Schuldfähigkeit. Seine sekundäre pädophile Veranlagung sei bei einer persönlichen Krise aufgetreten und habe sich nach anfänglicher Fantasie später in der Tat realisiert. Zudem attestierte er Tino L. fehlendes Empathieempfinden. „Das Leid des Kindes wird an keiner Stelle erwähnt“, betonte der Psychiater.

Der Vorsitzende Richter Wolfgang Feld-Gerdes stellte indes die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld in Aussicht. „Das ist eine Sache, die über den normalen Mord hinausgeht.“ Damit wäre eine vorzeitige Haftentlassung vor dem Ablauf von 15 Jahren ausgeschlossen. Der Prozess soll am Montag fortgesetzt werden.

17.12.2011 Ta