Ulm (dpa). In bundesweit mehr als 9.000 Fällen sind vor allem ältere Menschen beim Schnäppchenurlaub in der Türkei über den Tisch gezogen worden. Den bei Ausflügen zu Goldschmuckkäufen überredeten Urlaubern sei weisgemacht worden, dass alle Zollformalitäten bereits erledigt seien, sagte der Leiter des Ulmer Hauptzollamtes, Rainer Bühler. Arglos gingen die Rentner mit Schmuck im Wert von bis zu 30.000 Euro durch den grün markierten und anmeldefreien Bereich an deutschen Flughäfen und wurden damit selbst zu Goldschmugglern.
«Die Verzollung kann und darf aber erst bei der Einreise nach Deutschland erfolgen», erklärte Bühler. Daher gebe es derzeit Tausende Steuer- und Strafverfahren. In den meisten Fällen laufe es aber nur auf die Nachzahlung der Steuern hinaus, da die mutmaßlichen Schmuggler selbst Betrogene seien. «Wir wollen diese Menschen nicht kriminalisieren», sagte die Leiterin der Ulmer Strafsachenstelle, Bertine Geyer. Beispielsweise an Flughäfen beträgt
die Reisefreimenge für Schmuck 430 Euro.
Gleich zweifach betrogen
Die Billig-Urlauber seien nicht nur gezielt falsch informiert worden, sondern hätten in vielen Fällen auch einen überteuerten Kaufpreis für den Schmuck gezahlt. Diese Summe müssen die Betroffenen nun nachträglich versteuern, so Bühler. Das seien um die 20 Prozent des Preises. Bisher ist eine Million Euro an Nachforderungen vom Zoll festgestellt worden. «Das ist eine organisierte Abzockmasche von Trickbetrügern», sagte Bühler. In manchen Fällen seien die Urlauber auch nach der Reise kontaktiert und nochmals abgezockt worden.
Über einen Schmuggelfall am Stuttgarter Flughafen stieß der Zoll auf die wohl tausendfach angewandte Masche. Der Einzelfall wiederum führte sie zu zwei in Süddeutschland ansässigen Inkassofirmen, die im Auftrag der Trickbetrüger noch offene Geldsummen bei den Urlaubern eintrieben. Die Fahnder stellten dort mehrere Tausend Datensätze sicher, die auf den unverzollten Schmuck hinwiesen. Wegen der Firmensitze ist die Ulmer Behörde zentral für alle Fälle in ganz Deutschland zuständig. Genaue Standorte nannten die Ermittler nicht.
Die Zollbehörde warnt vor Schnäppchenreisen ins Ausland. Eine Reise werde nicht einfach so verschenkt, das Geld werde an anderer Stelle wieder hereingeholt. Die Reisen werden in Prospekten beworben, die auch seriösen Zeitungen und Zeitschriften beigelegt sind.
Foto: Hauptzollamt Stuttgart
01.05.2013 Ta