Hamburg/Warschau (dpa). Eine internationale Bande von Enkeltrick-Betrügern, die rund 1,5 Millionen Euro ergaunert haben soll, ist der Polizei ins Netz gegangen. Die Gauner sollen mit der Masche, die auf den Betrug älterer Menschen abzielt, nach Angaben der Fahnder seit Jahren unterwegs sein. «Das Besondere ist, dass es uns gelungen ist, eine organisierte Bande zu zerschlagen und an die Hintermänner herangekommen zu sein», sagte Oberstaatsanwalt Arnold Keller in Hamburg. Die Hintermänner der Bande agierten von Polen aus. Bei dem Betrug wird älteren Menschen am Telefon vorgegaukelt, dass der Anrufer ein Verwandter sei und sichin einer Notlage befinde. Unter einem Vorwand werden die Senioren dann dazu gebracht, Geld und Wertsachen herauszugeben.
Der mutmaßliche Drahtzieher sei bereits am Dienstag in Polen festgenommen worden. Ein Haftrichter ordnete am Donnerstag Untersuchungshaft für den 46-Jährigen und drei mutmaßliche Komplizen an, wie ein Sprecher der Warschauer Polizei erklärte. Insgesamt haben nach Angaben der Staatsanwaltschaft Hamburg am vergangenen Dienstag 170 deutsche und polnische Beamte 14 Haftbefehle vollstreckt und 30 Objekte in Hamburg, Essen, Duisburg, Gelsenkirchen und Limburgerhof sowie in Warschau, Posen, Legionowo und Lodz durchsucht.
50 Beschuldigte – keine kleine Organisation
Dabei wurden Geld, Schmuck und Luxusautos sichergestellt. Die gut organisierte Bande soll nicht nur in Deutschland und Polen, sondern auch in der Schweiz und Luxemburg ältere Menschen betrogen haben. Staatsanwaltschaft und die Abteilung für Organisierte Kriminalität im Landeskriminalamt Hamburg begannen bereits im November 2012 mit den Ermittlungen, als sich konkrete Hinweise auf eine mehrstufige hierarchische Organisationsstruktur ergeben hatten. Insgesamt werde gegen knapp 50 Beschuldigte zwischen 16 und 63 Jahren in mehreren deutschen und polnischen Städten ermittelt.
Die drei mutmaßlichen Haupttäter – neben dem 46-Jährigen zwei 27 und 44 Jahre alte Männer – haben laut Polizei von Polen aus gezielt ältere Menschen angerufen. Zeichnete sich ein aus deren Sicht «erfolgreiches» Gespräch ab, wurden Komplizen verständigt, welche zu den 55 bis 99 Jahre alten Opfern fuhren und die Beute anschließend nach Polen brachten. Nach derzeitigen Erkenntnissen ist bei knapp 100 Fällen ein Sachschaden von insgesamt rund 1,5 Millionen Euro entstanden. Die höchste Schadenssumme in Hamburg gehe in den sechsstelligen Bereich, sagte Keller.
Foto: Polizei Sachsen
31.05.2014 Ta