Entführer entschuldigt sich – trotzdem neun Jahre

Potsdam (dapd). Als sich bei Carsten W. für den 11. Februar der Gerichtsvollzieher ankündigt, braucht er schnell Geld. Der Unternehmer schuldet seinem Vermieter und Lieferanten 36.000 Euro. Eine Erpressung erscheint ihm als der letzte Ausweg aus den Schulden. Er nimmt ein vierjähriges Mädchen in seine Gewalt und erpresst dessen Eltern um 60.000 Euro.

Für diese Tat im brandenburgischen Kleinmachnow muss er nun neun Jahre ins Gefängnis. Das Landgericht Potsdam verurteilt den ehemaligen Geschäftsmann nach drei Verhandlungstagen am Freitag wegen erpresserischen Menschenraubes und besonders schwerer räuberischer Erpressung. «Das war ein mehr als zwölfstündiges Martyrium für die Familie», sagt der Vorsitzende Richter Andreas Dielitz.

Der 45-jährige Carsten W. verfolgt das Urteil fast regungslos. Er schaut den Richter an, hält seine Hände vor die Brust und legt die Finger aneinander. Vor der Entführung war er noch nie strafrechtlich in Erscheinung getreten, hält ihm der Richter zugute.

Der Angeklagte hatte vor der Urteilsverkündung gesagt: «Ich habe zwei Familien zum Opfer gemacht. Ich bin mir meiner Schuld bewusst.» Auch im Namen seiner Kinder bitte er jedoch um eine milde Strafe. Das Gericht entscheidet anders. Beckmann und sein Mandant beraten in der kommenden Woche, ob sie in Revision gehen.

05.08.2011 dv