Explosion im Morgengrauen

Familienvater sprengt sich mit Auto in die Luft - Sieben Verletzte

Homberg/Ohm (dpa). Vor den Augen von Polizisten hat sich ein Familienvater in seinem Auto in die Luft gesprengt und getötet. Sieben Menschen wurden gestern bei der Explosion im hessischen Homberg (Ohm) nahe Marburg verletzt, darunter zwei Polizisten. «Von dem explodierten Auto ist nichts mehr da. Der Motorblock flog 30 Meter weit», sagte Polizeisprecher Wolfgang Keller. In dem Wohngebiet bot sich ein Bild der Verwüstung: Im Umkreis von fast einem halben Kilometer beschädigte die Explosion mehrere Häuser und mehrere Autos, auch ein Streifenwagen wurde in Mitleidenschaft gezogen.

Zuvor hatte es in dem Haus der Familie im Stadtteil Ober-Ofleiden einen nächtlichen Streit gegeben. Der 49-jährige Vater, vermutlich ein Sprengmeister mit Zugang zu Sprengstoff, drohte laut Polizei, sich und seiner Familie Schaden zuzufügen. Er habe das Haus verlassen, sei ins Auto gestiegen und zunächst weggefahren. In der Nähe gibt es einen großen Steinbruch. Die Ehefrau und eine der Töchter flüchteten sich nach Polizeiangaben zu Nachbarn. Die andere Tochter war nicht zu Hause.

Als der Familienvater mit dem Auto zurückkehrte, wurden die inzwischen alarmierten Polizisten Zeugen der Explosion: Ein Krater wurde in den Boden gesprengt, Fensterscheiben flogen heraus, Hauswände bekamen schwarze Flecken, Dachziegel verschoben sich. «Das hat die ganze Nachbarschaft aus dem Bett geholt», sagte Polizeisprecher Thomas Rodemer.

Befragungen erst später möglich
Die Höhe des Sachschadens und das Motiv des Familienvaters sind noch unklar. Polizeisprecher Keller erklärte: «Die Leute stehen unter Schock, die können wir nicht gleich befragen.» Dutzende Polizeibeamte und mehrere Rettungswagen waren im Einsatz. Zwei Polizisten und drei Anwohner wurden unter anderem wegen Schnittwunden ambulant im Krankenhaus in Alsfeld behandelt, die geschockte Ehefrau und Tochter psychologisch betreut. Die Staatsanwaltschaft Gießen nahm die Ermittlungen auf.

Die Stadt Homberg brachte die Familien der stark beschädigten Häuser woanders unter, da erst ein Experte die Statik ihrer Gebäude begutachten soll. Die Polizei warnte vor Sprengstoffstangen und -zündern, die möglicherweise bei der Explosion verteilt worden seien. Eine direkte Gefahr gehe davon nicht aus. «Sie sollten aber keinesfalls in die Hand genommen werden. Bitte benutzen Sie in der Nähe dieser Gegenstände keine Handys oder Funkgeräte», mahnte das Polizeipräsidium Osthessen. Anwohner wurden gebeten, bei solchen Funden die Polizei zu informieren. Diese schaltete ein Bürgertelefon.

Videobericht zur Explosion

17.11.2014 Ta / wel