Berlin (dpa). Ein pensionierter Lehrer aus Berlin soll zehn Jahre lang Kunstwerke der Expressionistin Lou Albert-Lasard gefälscht und damit gehandelt haben. Nachdem der 73-Jährige vor gut einer Woche aufflog, nahm er sich das Leben, wie die Polizei jetzt bekanntgab. Der Ex-Studienrat hatte zugegeben, die etwa 100 Bilder angefertigt zu haben. Danach verschwand er, und einige Tage später wurde seine Leiche in einem Wald bei Trebbin in Brandenburg gefunden. Alle Umstände deuteten auf einen Suizid, erklärte die Polizei.
Ermittler des Landeskriminalamtes haben nach eigenen Angaben am Dienstag vergangener Woche bei einer Durchsuchung zahlreiche Beweise sichergestellt – darunter einen sogenannten Nachlassstempel, mit dem der 73-Jährige die gefälschten Bilder gekennzeichnet haben soll. Käufern soll er dann erzählt haben, die Bilder stammten aus dem Nachlass Albert-Lasards, die 1969 in Paris gestorben ist.
Fälschungen blieben zehn Jahre untentdeckt
Der frühere Kunstlehrer soll die Fälschungen seit 2003 angefertigt haben. Albert-Lasard ist bekannt für ihre Darstellungen aus dem Stadtleben. Solche Motive hat auch der mutmaßliche Fälscher gewählt: Berlin in den 1920er-Jahren. Hinweise aus dem Kunsthandel haben die Fahnder schließlich auf die Spur des Mannes geführt.
Am vergangenen Donnerstag, zwei Tage nach der Durchsuchung, gestand der 73-Jährige die Taten bei der Polizei. Tags darauf meldete ihn seine Ehefrau als vermisst. Die Ermittler machen keine Angaben, wie viel Geld er mit dem Verkauf der angeblichen Albert-Lasard-Bilder eingenommen hat. Die Polizei sucht weitere Käufer der Fälschungen.
Fälschungen auch unter versteigerten Bildern?
Die evangelische Landeskirche hat sich erschrocken über den Tod des pensionierten Lehrers geäußert. «Ebenso erschrocken sind wir über die Fälschungsvorwürfe», sagte der Sprecher der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg- schlesische Oberlausitz, Volker Jastrzembski, gestern Abend der Nachrichtenagentur dpa. Der frühere Studienrat hat lange Zeit die Kunstversteigerungen der Landeskirche in der Heilig-Kreuz-Kirche in Berlin-Kreuzberg geleitet – über 14 Jahre, wie Jastrzembski erläuterte. Deren Erlöse flossen alljährlich wohltätigen Zwecken zu.
Die Kirche will nun prüfen, ob unter den versteigerten Werken auch Fälschungen waren. «Sollte dies der Fall gewesen sein, werden wir die Käufer benachrichtigen», sagte der Kirchensprecher. «Wenn überhaupt, dürften es nach derzeitigen Erkenntnissen aber nur wenige Werke sein.»
21.11.2013 Ta