Flatrate-Bordelle: Besitzer müssen in den Knast

Sie haben fast zweieinhalb Millionen hinterzogen

Stuttgart (dv). Die Betreiber der «Pussy-Club»-Bordelle in Stuttgart sind zu Haftstrafen von bis zu drei Jahren verurteilt worden. Der Anklagevorwurf des bandenmäßigen Menschenhandels war zuvor fallen gelassen worden. Das Landgericht Stuttgart verurteilte die sechs Angeklagten lediglich wegen Vorenthaltung und Veruntreuung von Arbeitsentgelt.

Den drei Frauen und drei Männern war ursprünglich vorgeworfen worden, Prostituierte in Bordellen in Stuttgart-Fellbach, Wuppertal, Heidelberg und Schönefeld ausgebeutet, Sozialversicherungsbeiträge in Höhe von rund 2,3 Millionen Euro hinterzogen und über 200 rumänische Frauen vorsätzlich ohne Arbeitsgenehmigung beschäftigt zu haben.

Drei Jahre für die Hauptangeklagte
Gegen die 27-jährige Hauptangeklagte wurde eine Freiheitsstrafe von drei Jahren verhängt. Sie war die Besitzerin der vier «Flatrate»-Bordelle, in denen Freier zu einem Festpreis unbegrenzt Sex haben konnten. Zwei Geschäftsführer im Alter von 26 und 30 Jahren wurden zu drei beziehungsweise zwei Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt. Wegen Beihilfe erhielten zwei Frauen im Alter von 27 und 22 Jahren Haftstrafen von einem Jahr und sechs Monaten sowie neun Monate auf Bewährung. Ein 30-Jähriger wurde wegen Beihilfe zu einer Geldstrafe 180 Tagessätzen verurteilt.

Der Vorsitzende Richter hielt den Angeklagten zugute, ohne Ausnahme vor Gericht Geständnisse abgelegt zu haben. Ihnen sei zudem keine Absicht zu unterstellen. Sie hätten nicht vorgehabt, sich persönlich zu bereichern. Er habe vielmehr den Eindruck, dass die Angeklagten immer noch unter dem Einfluss von Hintermännern stehen.

Der Richter betonte: «Die Strafkammer hatte nicht darüber zu entscheiden, ob das Angebot von ‚Flatrate-Sex‘ gegen die Menschenwürde verstößt.» Der Vorwurf des bandenmäßigen Menschenhandels habe sich nicht bestätigt, da die Frauen weder unter Zwang noch unter Drohungen gearbeitet hätten. Menschenhandel liege vor, wenn unter 21-Jährige unter «ungünstigen Arbeitsbedingungen» beschäftigt werden. Dies sei nicht der Fall gewesen.

Jetzt sind die Hintermänner dran
Wegen Menschenhandels ermittelt die Staatsanwaltschaft Stuttgart mittlerweile auch gegen 32 in Spanien, Deutschland und Rumänien festgenommene Männer, die als Hintermänner der «Pussy-Clubs» gelten. Ihnen wird unter anderem Menschenhandel und Sozialversicherungsbetrug vorgeworfen.

24.07.2010 dv