Hohe Haftstrafe für Ex-KiKa-Mitarbeiter

Erfurt (dapd-lth). Vor dem Erfurter Landgericht ist der ehemalige Herstellungsleiter des Kinderkanals (Ki.Ka) wegen Untreue und Bestechlichkeit zu sechs Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden. Ein mitangeklagter 57 Jahre alter Geschäftsführer einer Berliner Produktionsfirma erhielt wegen Beihilfe zu Untreue und Bestechung eine Bewährungsstrafe von zwei Jahren. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die beiden Männer auf Kosten des federführenden Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) über Jahre hinweg mehr als 1,5 Millionen Euro in die eigene Tasche erwirtschaftet haben. Es war der bereits dritte Prozess zum Betrugsskandal.

Mit dem Urteil folgte die Kammer weitgehend den Anträgen von Staatsanwaltschaft und Verteidigung, denen ein Rechtsgespräch zugrunde lag. Ein Bestandteil der Vereinbarung war ein Geständnis der Angeklagten.

Der 45 Jahre alte Herstellungsleiter Marco K. und der Berliner Geschäftsführer Klaus-Peter E. hatten zum Prozessauftakt die Tatvorwürfe gestanden. Sie hatten zugegeben, zwischen 2006 und 2010 verfälschte und überhöhte Rechnungen für Dienstleistungen sowie Scheinrechnungen für fiktive Beratertätigkeiten an den Ki.Ka gestellt zu haben. Während Marco K. von dem Geld vor allem seine Spielsucht und seinen hohen Lebensstandard finanzierte, hat Klaus-Peter E. von den zahlreichen Aufträgen für seine Firma partizipiert, die ihm der Herstellungsleiter zukommen ließ.

Private Vergnügungen finanziert
Nach Angaben des 57-Jährigen haben die Absprachen über die Rechnungen in persönlicher Atmosphäre bei Reisen oder Fußballspielen stattgefunden. Dabei habe ihm Marko K. vorgeschlagen, höhere Geldbeträge in Rechnungen zu stellen, als tatsächlich an Leistungen erbracht wurde. So seien überhöhte Rechnungen für die Ki.Ka-Sommertour, Kulissen und Dekoration für die Produktion Bernd das Brot“ und die Sendung „Kikaninchen“ gestellt worden. Zudem seien auch private Gelder etwa für Fußballtickets geflossen. Darüber hinaus habe der Berliner den Besuch der Störtebeker-Festspiele samt Charterflug für Marco K. und seinen Begleiter sowie eine dreimonatige Auszeit des 45-Jährigen in der Toscana finanziert.

Kurz vor der Verhaftung des ehemaligen Ki.Ka-Mitarbeiters seien sie zusammen in Las Vegas gewesen. Dort habe Marco K. allein 30.000 Dollar Handgeld unter anderem für Kasinobesuche von Klaus-Peter E. erhalten. Auch Einrichtungsgegenstände und Heimkinoanlagen für die Nebenwohnung in Berlin seien vom 57-Jährigen privat finanziert worden.

Ermittlungen laufen weiter
Zugunsten des Ex-Ki.Ka-Mitarbeiters wertete die Kammer, dass er um Aufklärung weiterer Delikte bemüht gewesen ist. Zudem sei er ernsthaft an einer Schadensregulierung interessiert. Er habe im ersten Prozess eine Schuldanerkenntnis von 6,7 Millionen Euro abgegeben. Auch die Spielsucht und das fehlende Kontrollsystem des MDR wurden strafmildernd berücksichtigt. Bei dem Mitangeklagten wertete die Kammer sein Geständnis und seine Schadenswiedergutmachung positiv.

Bereits vor Prozessbeginn hatte er knapp 700.000 Euro an den MDR erstattet. Strafschärfend legte die Kammer beiden Angeklagten die Vielzahl der Fälle und den langen Zeitraum zur Last.

Der 45 Jahre alte Marco K. war bereits im Juli 2011 zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Neben ihm sind bereits vier weitere Personen aus seinem Umfeld zu erheblichen Geldstrafen verurteilt worden. Darunter auch ein Architekt, der die Wohnung des Ex-Herstellungsleiters eingerichtet hatte.

Marco K. beschäftigt die Staatsanwaltschaft weiterhin. Gegen ihn und weitere sieben Beschuldigte werde laut Anklagevertreter Joachim Becker noch immer ermittelt.

Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

28.08.2012 Ta