Ikea-Erpresser geschnappt?

Polnische Polizei nimmt zwei Männer fest - Forderung: 6 Millionen Euro

Kujawsko-Pomorskie (dv). Der Zugriff hatte es in sich. Eine wenig belebte Straße in einem Ort des nordwestpolnischen Bezirks Kujawsko-Pomorskie. Kaum Autos, keine Passanten. Im Husarenstreich rasen die Einsatzfahrzeuge einer Sondereinheit der polnischen Polizei auf einen geparkten Wagen zu, blockieren ihn, stellen zwei Männer, legen ihnen Handschellen an. Die beiden 39-Jährigen – einer mit Kapuzenjacke und dreiviertellanger Hose, der andere in Jeans und schwarzem Pullover – sind überrascht und ergeben sich widerstandslos.

Im Auto der mutmaßlichen Erpresser findet sich dann ein ganzes Arsenal für kriminelles Handwerk. Springmesser, Schlagring, ein hochsensibles Fernglas zum Ausbaldowern, mehrere Handys, eine Frauenmaske.

Sie trieben es europaweit
Die polnischen Ermittler von der Sondereinheit CBS – der Zentralstelle zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens – haben keinen Zweifel: Das müssen die Erpresser sein, die den Ikea-Konzern mit millionenschweren Forderungen in die Enge getrieben haben. So drohten sie mit dem Deponieren von Sprengsätzen in Filialen in Belgien, Deutschland, Frankreich, Holland und Tschechien.

Bei der Explosion in einem Dresdner Möbelhaus waren zwei Menschen leicht verletzt worden. Aktenzeichen XY… ungelöst“ hatte Mitte Juni darüber berichtet.

Nach einem vorläufig letzten Attentat in Prag sollen die Täter sechs Millionen Euro verlangt haben. „Die Zeit drängte“, sagt Polizeisprecher Mariusz Sokolowski. Die Sprengkörper seien immer stärker geworden, die Gefahr ernsthafter Verletzungen gestiegen. Nach dem Prager Attentat war eine Geldforderung aus Niederschlesien gestellt worden. Alles hatte darauf hin gedeutet, dass der oder die Täter in Polen zu suchen seien.

Momentan versuchen die polnischen Ermittler, sich in den Vernehmungen an die Wahrheit heran zu arbeiten. Die Tatverdächtigen scheinen hartgesottene Widersacher zu sein. Wie verlautete, handelt es sich bei einem der Männer wohl um einen Manager mit Unternehmens-Erfahrung, der vier Sprachen beherrscht. Der Komplize soll aus der Drogenszene kommen, wo er im großen Rahmen gedealt haben soll.

Fotos: Polizei Polen (2), LKA Sachsen (1)

09.10.2011 dv / wel