Illegaler Cannabis-Anbau nimmt zu

Kripo entdeckt immer häufiger Plantagen in Wohnungen und im Freien

Eberswalde/Potsdam (dpa/bb). Der illegale Privatanbau von Cannabis nimmt stetig zu. Allein in Brandenburg wurden laut Landeskriminalamt (LKA) im vergangenen Jahr 110 Fälle registriert, 23,6 Prozent mehr als noch in 2011. Dagegen sank die absolute Zahl der von Polizei und Zoll ausgehobenen Cannabis-Plantagen.

Insgesamt wurden 2012 zwischen Elbe und Oder 27 Anlagen entdeckt. Darunter waren im Innenbereich drei Großplantagen und eine sogenannte Profi-Anlage. Unter freiem Himmel wurden vier entdeckt. Zumeist handelt es sich um kleine Anlagen von bis zu 100 Pflanzen. In Profi-Plantagen stünden mehr als 1.000, berichtet LKA Sprecherin Karina Schulter.

Die Zahl sichergestellter Cannabis-Pflanzen ging ebenfalls zurück. Ermittler beschlagnahmten 3.890 Stück, 55 Prozent weniger als 2011. Dies ist laut Schulter kein Widerspruch: 2011 seien viele Profi-Anlagen ausgehoben worden. Ein Jahr später waren es vor allem kleinere Plantagen, so dass weniger Cannabis-Pflanzen beschlagnahmt wurden.

Doppelt so viele kleine Anlagen
Auch in Sachsen wächst die Zahl illegaler Cannabis-Plantagen. Das dortige  Landeskriminalamt stieß 2012 in 184 Fällen auf geheime Verstecke – 20 mehr als im Jahr zuvor. «Ein Großteil sind kleine Anlagen, meist mit weniger als 20 Pflanzen», sagt ein LKA-Sprecher. Die Fahnder entdeckten im Vorjahr allerdings auch 20 Indoor-Plantagen, darunter 16 Kleinanlagen (20 bis 99 Pflanzen) und vier Großanlagen (100 bis 999 Pflanzen). Die Zahl der kleinen Anlagen hat sich hier binnen Jahresfrist mehr als verdoppelt.

Großplantagen werden dem LKA zufolge vor allem an abgelegenen Orten aufgebaut. So entdeckten Fahnder per Zufall einen oberirdischen Militärbunker auf einem stillgelegten Flugplatz. Von außen kaum erkennbar, wurde dort vollkommen eigenständig produziert. Den für Halogenlampen und die Wasserversorgung benötigten Strom lieferte ein Generator. Kleinere Anpflanzungen sind nach Erkenntnissen der Ermittler vor allem für den Eigenkonsum bestimmt. Hierfür werde schon mal ein Balkon oder ein Gewächshaus umfunktioniert, sagt Schulter. Das eine oder andere Gramm werde dann für Bares verkauft.

Große Qualitätsunterschiede
Auch die Qualität ist erfahrungsgemäß höchst unterschiedlich. In «Selbstanbau-Produkten» ist aus Expertensicht aber in jedem Fall so viel des Wirkstoffs THC enthalten, dass die Einnahme Rauschzustände hervorruft. Cannabis-Produkte sind die weltweit am häufigsten konsumierten Drogen. Pflanzensamen besorgen sich die Produzenten nach LKA-Angaben entweder direkt aus Coffee-Shops in Holland oder über das Internet.

Nach Polizei-Erkenntnissen aus Norddeutschland spielen die in Plantagen erzeugten Produkte auf dem Drogenmarkt eine untergeordnete Rolle. Ein Problem aus Sicht von Suchtexperten: Niemand weiß, welchen THC-Gehalt die verkaufte Ware hat. Er könne zwischen 2 und 20 Prozent schwanken.

Suchtpotential nicht unterschätzen!
Es bestehe ganz klar eine Suchtgefährdung durch Cannabis, sagt der Rostocker Suchttherapeut Michael Köhnke. Knapp ein Prozent der Bevölkerung sei davon abhängig, von Alkohol drei bis vier Prozent. «Wir sehen zunehmend Patienten, die Cannabis als Zusatzdroge parallel zum Alkohol nehmen.»

Studien zufolge hat jeder dritte Jugendliche schon Kontakt mit Cannabis gehabt. «Wenn man das regelmäßig konsumiert, kann das deutliche Auswirkungen auf die geistigen Fähigkeiten haben», warnt Köhnke. Dazu gehörten die Vernachlässigung der schulischen Leistungen, Fehltage und Schulabbruch.

Foto: Polizei Warendorf

31.05.2013 Ta