«Menschenjagd» in Köln?

Domstadt erneut in den Schlagzeilen - Ausländer attackiert und verletzt

Neuer Gewaltausbruch in Köln: Gruppenweise sind gestern Abend offenbar Gewalttäter durch die Kölner Innenstadt gezogen und auf Nicht-Deutsche losgegangen. Zwei Pakistaner kamen verletzt ins Krankenhaus. Einem Zeitungsbericht zufolge hatten sich die Täter vorher per Facebook zur «Menschenjagd» verabredet.

Köln (dpa). In Gruppen haben unbekannte Täter in der Kölner Innenstadt mehrere Ausländer angegriffen und verletzt. Zwei Pakistaner mussten nach den Attacken gestern Abend ins Krankenhaus gebracht werden, ein Syrer wurde verletzt, wie die Polizei bekanntgab. Ermittelt wird wegen schwerer Körperverletzung. Ob die Angriffe einen fremdenfeindlichen Hintergrund hatten und direkt mit den Geschehnissen der Silvesternacht in Köln zusammenhängen, wird laut einem Polizeisprecher noch geprüft.

Nach Informationen des Kölner «Express» hatte sich eine Gruppe aus Rockern, Hooligans und Türstehern über Facebook verabredet, «um in der Kölner Innenstadt «auf Menschenjagd» zu gehen». Nach den Übergriffen in der Silvesternacht wolle man «ordentlich aufräumen», zitiert das Blatt aus einer nicht-öffentlichen Facebook-Gruppe. Ob zwischen dem Aufruf und den Angriffen tatsächlich ein Zusammenhang besteht, ist noch unklar.

Zwei Attacken innerhalb von 20 Minuten
Der erste Vorfall ereignete sich nach Angaben der Polizei gegen 18.40 Uhr. Eine Gruppe von etwa 20 Menschen ging in der Nähe des Kölner Hauptbahnhofes auf sechs Pakistaner los. Rund zwanzig Minuten später kam es nicht weit entfernt zu einer zweiten Attacke: Fünf Täter griffen einen Mann aus Frechen mit syrischer Staatsangehörigkeit an. Der 39-Jährige wurde verletzt, musste aber nicht ärztlich behandelt werden. Ob es zwischen den Taten eine Verbindung gibt, steht noch nicht fest.

Bereits am Nachmittag habe die Polizei Hinweise «auf Personengruppen erhalten, die gezielt Provokationen suchen würden», heißt es in der Mitteilung der Polizei. Daraufhin sei die Polizei in der Innenstadt mit starken Kräften im Einsatz gewesen. In der Nacht sei die Präsenz nach mehreren Personenkontrollen dann wieder zurückgefahren worden, teilte ein Polizeisprecher mit. Über 100 Menschen wurden von den Beamten kontrolliert.

Platzverweise nicht beachtet
Im Zuge der Kontrollen seien vier Menschen vorübergehend in Gewahrsam genommen worden, die ausgesprochene Platzverweise nicht befolgt hätten. Ob diese Personen zu den Angreifern gehörten, konnte ein Polizeisprecher nicht sagen. Es wurden zwei Strafanzeigen gestellt.

Am Samstag löste die Kölner Polizei eine Kundgebung von Hooligans und Rechtsextremisten auf. Die Beamten seien aus der Menge der rund 1.700 Demonstranten immer wieder mit Flaschen, Knallkörpern und Steinen beworfen worden, erklärte eine Polizeisprecherin.

11.01.2016 Ta