Potsdam (dapd). Die Staatsanwaltschaft Potsdam ermittelt gegen zwei Schüler der Potsdamer Eliteschule des Sports wegen des Verdachts der sexuellen Nötigung. Den 16 Jahre alten Jugendlichen werde vorgeworfen, zwei 13 und 14 Jahre alte Mitschüler misshandelt zu haben, sagte Sprecher Ralf Roggenbuck in Potsdam. Der Staatsanwaltschaft liegen Anzeigen von Eltern und dem Internatsbetreiber, der Luftschiffhafen Potsdam GmbH, vor.
Nach bisherigen Kenntnissen sollen die beiden 16-Jährigen in einer Nacht im September in das Zimmer der Mitschüler eingedrungen sein. Dort sollen sie die 13 und 14 Jahre alten Mitschüler angegriffen haben. Der Sprecher des brandenburgischen Bildungsministeriums, Stephan Breiding, sagte, nach einer Anhörung der beiden mutmaßlichen Täter sei klar, dass es einen gewalttätigen Übergriff gegeben habe. Allerdings stehe bei den Details Aussage gegen Aussage. So behaupte ein Opfer, er sei mit einem Besenstiel sexuell missbraucht worden. Die Angreifer hingegen beteuerten, sie hätten das nur angedeutet.
Breiding betonte, bislang gingen die Behörden von einem Einzelfall aus. Inzwischen ebenfalls öffentlich gewordene Vorwürfe des Mobbings unter Schülern in dem Wohnheim würden noch geprüft. Es gebe das Angebot an die Schüler, sich zu melden. Die beiden Beschuldigten wurden vorerst von der Sportschule suspendiert und haben Hausverbot im Internat. Die Schule wird bei einer Klassenkonferenz über die Zukunft der beiden Jugendlichen entscheiden.
Vertrauenspersonen ignorierten den Hilferuf
Der Ministeriumssprecher bestätigte zugleich Medienberichte, wonach Mitarbeiter des Internats den Vorfall nicht unverzüglich meldeten. Die Opfer hätten sich an Vertrauenspersonen gewandt. Danach sei jedoch nichts passiert. «Die Krisenkommunikation hat nicht funktioniert», sagte Breiding. Konsequenzen für die Mitarbeiter würden geprüft.
Die Stadt Potsdam hat bereits reagiert. Eine Mitarbeiterin des Internats sei vorläufig nicht mehr als Erzieherin im Einsatz, sagte die Sportbeigeordnete Iris Jana Magdowski. In dem Internat sind nach Angaben von Stadtsprecher Jan Brunzlow 35 Erzieher beschäftigt, davon sind noch 24 bei der Stadt angestellt und elf bereits beim neuen Betreiber, der Luftschiffhafen Potsdam GmbH.
Magdowski sagte, sie sei tief bestürzt über die Vorwürfe der Gewalt unter Mitschülern. Zugleich sei es für sie «unfassbar», dass die Opfer offenbar keine Hilfe von ihren Vertrauenspersonen erhalten hätten. Sollte sich der Vorwurf gegenüber den städtischen Mitarbeitern erhärten, werde die Stadt weitere personelle Konsequenzen ziehen. Magdowski appellierte an Mitarbeiter, Anzeichen von Gewalt und Missbrauch ernst zu nehmen und Hinweisen sofort nachzugehen.
Roggenbuck sagte, die Ermittlungen gegen die Schüler stünden erst am Anfang. Anzeigen gegen Mitarbeiter des Wohnheims lägen bislang nicht vor. Weitere Details zu den Tatvorwürfen nannte Roggenbuck unter Verweis auf das Alter der Beschuldigten nicht.
20.10.2011 dv