Mit zehn fing der Absturz an

Sollner Prozess IX: Angeklagter schildert seine verkorkste Kindheit

München (dv). Vor Gericht machte jetzt der Angeklagte – der zusammen mit einem Spezl den Manager Dominik Brunner tot getreten haben soll – reinen Tisch. Und was er zu erzählen hatte, ließ die Anwesenden dann auch wirklich nicht kalt. Es ist die Geschichte eines verpfuschten Lebens. Verpfuscht seit der Kindheit.

Der Jüngere der beiden mutmaßlichen Mörder von Dominik Brunner blickt auf lange Drogenerfahrungen zurück. Mit zehn Jahren habe er angefangen, Zigaretten zu rauchen, mit elf  seien Alkohol und Marihuana dazugekommen, sagte Sebastian L. (jetzt 18) vor dem Münchner Landgericht aus. Im Alter von 13 oder 14 Jahren habe er erstmals Kokain probiert. Nachdem ihm dieses zunächst gar nicht bekommen sei, habe er es mit 16 Jahren regelmäßig, meist am Wochenende konsumiert.

Seine Jugend verbrachte L. in verschiedenen Heimen, nachdem seine Mutter zum Pflegefall geworden und sein Vater gestorben war. Dort wollte er Maler lernen. Nachdem er wiederholt ausgerissen war, wollte ihn das Heim nicht mehr aufnehmen. Um eine Lehrstelle bemühte er sich danach selbst nicht mehr. Vom Richter nach seinen Zukunftsplänen gefragt, sagte L., er wolle während der Haftzeit eine Ausbildung zum Maler machen. Er habe sich bereits dazu angemeldet, seinen Hauptschulabschluss nachzumachen.

Notarzt machte alles richtig
Dominik Brunner war im September 2009 am Münchner S-Bahnhof Solln Opfer einer brutalen Prügelattacke des zum Tatzeitpunkt 17-Jährigen und seines damals 18-jährigen Mitangeklagten geworden. Die Staatsanwaltschaft wirft L. und Markus Sch. Mord aus niederen Beweggründen vor. Im Prozessverlauf wurde bekannt, dass der  Geschäftsmann an Herzversagen gestorben war und nicht unmittelbar an den Verletzungen, die ihm seine beiden jugendlichen Peiniger mit Schlägen und Tritten zugefügt hatten.

Die von Notarzt, Rettungsdienst und im Krankenhaus durchgeführten Reanimationsversuche seien «absolut so wie vorgeschrieben und nach den wissenschaftlichen Vorgaben» durchgeführt worden, sagte der Notfallmediziner Peter Sefrin von der Universität Würzburg als Sachverständiger aus.

03.08.2010 dv