Mordfall Bögerl: Gentests bisher ohne Erfolg

Ellwangen (dpa/lsw) – Trotz Tausender DNA-Proben tappen die Ermittler im Mordfall Maria Bögerl weiter im Dunkeln. Von 2.814 eingesammelten Proben seien 1.799 untersucht worden, sagte Oberstaatsanwalt Andreas Freyberger in Ellwangen (Ostalbkreis). «Bislang haben wir noch keine Treffer.»

Die zweifache Mutter und Frau des ehemaligen Heidenheimer Sparkassenchefs Thomas Bögerl war am 12. Mai 2010 aus ihrem Haus entführt worden. Eine Lösegeldübergabe scheiterte, die Leiche der 54-Jährigen wurde später in einem Wald entdeckt. Freyberger glaubt nicht, den oder die Täter über die DNA-Reihenuntersuchung finden zu können. «Ich persönlich kann mir nicht vorstellen, dass der Täter über die Probe gefunden wird.»

Bald mit «Verweigerern» beschäftigen
Insgesamt sind laut Freyberger 3.327 Männer im Visier der Ermittler, die versuchen, den Mord an der Bankiersgattin vor fast vier Jahren aufzuklären. Seit Beginn des groß angelegten Massen-Gentests Mitte Februar hatten 2.415 Männer eine Speichelprobe abgegeben. Unter dem Strich fehlen der 19-köpfigen Sonderkommission «Flagge» aber immer noch 513 Proben. Darunter sind bislang 189 Männer, die Oberstaatsanwalt Freyberger «Verweigerer» nennt. Sie könnten den Ermittlern Kopfzerbrechen bereiten. «Diese Gruppe müssen wir uns ermittlungstechnisch näher ansehen», erklärte Freyberger das Vorgehen, sobald alle anderen Proben eingesammelt sind. Sollte im Zuge der Ermittlungen gegen diese «Verweigerer» ein konkreter Verdacht bestehen, könnten diese Männer zur Abgabe einer DNA-Probe gezwungen werden – mit richterlichem Beschluss.

Bei den übrigen noch ausstehenden Proben setzen die Ermittler weiterhin auf die freiwillige Unterstützung der infrage kommenden Männer, allesamt im Alter zwischen 21 und 68 Jahren. Sie sollen alle während des Tatzeitraums in der 8.000-Einwohner-Stadt Neresheim gewohnt haben oder sich dort aufgehalten haben. In dem Städtchen nahe Heidenheim vermuten die Beamten die Täter. Auch deswegen soll die Polizei auf 142 ausländische Bauarbeiter zugehen und um DNA bitten. Sie sollen sich im Juni nach ihrem Heimaturlaub wieder in Neresheim aufhalten.

Speicheltest zunächst freiwillig
Die Polizisten sollen die Männer laut Freyberger mit «einer gewissen werbenden Art» ansprechen, um sie zur DNA-Abgabe zu bewegen. «Irgendwann musste die Phase kommen, in der wir auf die Leute zugehen», sagte Freyberger. Obwohl die Polizei bei den infrage kommenden Männern klingeln wird und seine Behörde auch die Abgabe von DNA-Proben erzwingen könnte, glaubt der Oberstaatsanwalt nicht, Druck auf die Männer auszuüben: «Die Abgabe ist nach wie vor freiwillig.»

Die unerklärliche Tat hatte für großes Aufsehen gesorgt: Kurz nachdem Bögerl entführt worden war, richtete die Familie in einer Videobotschaft in «Aktenzeichen XY ungelöst» einen verzweifelten Hilferuf an die Entführer. Vergeblich. Ein Jahr später erhängte sich Thomas Bögerl.

19.04.2014  wel