Zella-Mehlis/Suhl (dapd). Die Anspannnung scheint sich nur allmählich zu lösen an diesem Samstag in Zella-Mehlis. Erst als am späten Nachmittag auf allen Radiosendern und im Fernsehen die Nachricht vom Geständnis des Mörders der kleinen Mary-Jane vermeldet wird, will man der guten Nachricht auch glauben. «Gestern waren wir ja noch skeptisch. Mit seinem Geständnis kann man sagen: Gott sei Dank, dass die den Kerl haben», sagt ein Rentner vorm Supermarkt in dem Stadtviertel, in dem Mary-Jane neben ihrem späteren Mörder aufwuchs.
«Das ist wie eine Erlösung», fügt seine Ehefrau hinzu. Dennoch, überschwänglich ist trotz der Aufklärung des Verbrechens an diesem Samstag in Zella-Mehlis niemand. «Einerseits beruhigt es, andererseits macht das die Kleine ja auch nicht wieder lebendig», sagt etwa Andre Zeidler, der seit 20 Jahren in Zella-Mehlis wohnt. Auch dass der Täter jahrelang unter ihnen lebte, mache die Sache nicht leichter. «Man kannte ihn ja, hat ihm vielleicht auch die Hand gegeben. Schrecklich ist das.»
«Ein zurückhaltender Typ»
Den Täter, einen gelernten Fleischer aus dem südthüringischen Sonneberg, kannten sie im Mehliser Plattenbauviertel Struth fast alle. «Der ging meist am Vormittag in den Supermarkt und hat sich seine Bierchen geholt. Ein sehr zurückhaltender, unscheinbarer Typ war das», sagte Zeidler. Wegen seiner zurückgezogenen Art habe Tino L. auch niemand im Viertel auf der Liste möglicher Täter gehabt.
«Die Gerüchteküche brodelte ja gewaltig, aber der gehörte nicht zu den Verdächtigen», sagt eine Angestellte des Supermarktes. Eine junge Frau, die die Gerüchte um den möglichen Täter in den vergangenen zwei Wochen nicht verfolgt hatte, ist nun umso geschockter über die Identität des Täters. «Jetzt weiß ich ja, wer der ist. Der saß öfters am Spielplatz und hat die Kinder beobachtet», sagt die junge Frau.
Auch Ermittler schockiert
Betroffen sind auch die Ermittler, die am Samstagnachmittag die Nachricht von der Aufklärung des Falles verkünden. Sie stehen noch voll unter dem Eindruck der vergangenen zwei Wochen mit der Suche nach dem Täter. «Sie sehen einen betroffenen aber auch sehr erleichterten Beamten vor sich», eröffnet Kriminalhauptkommissar Andreas Beez mit stockender Stimme die Pressekonferenz.
Zwei Wochen mit fast «24 Stunden Einsatz» liegen in diesem Augenblick hinter den Fahndern, die «Spur 130» brachte die Ermittler schließlich auf die Fährte des Mannes.
Jetzt haben sie Klarheit, und der Job ist getan. Doch nun liegt vor allen die lange harte Zeit des Verarbeitens dessen, was sie erleben haben müssen.
10.07.2011 dv