Jena (dpa). Auf diese Nachricht hat Siegfried Stenzel gewartet. «Endlich ist die Ungewissheit für die Tierhalter vorbei», sagt der Geschäftsführer des Bauernverbandes im thüringischen Saale-Holzland-Kreis. Nach monatelangen akribischen Ermittlungen hat die Polizei einen mutmaßlichen Tierquäler gefasst, der in den Dörfern rund um Jena seit dem vergangenen Sommer sein Unwesen trieb.
Mit der Armbrust soll der geständige Tatverdächtige, ein 30 Jahre alter Mann aus Jena, nachts auf friedlich weidende Rinder und Pferde geschossen haben. Ein Pferd und ein Rind verendeten an den Schusswunden. Auch eine als vermisst gemeldete und später tot gefundene Labradorhündin soll auf das Konto des Mannes gehen, wie die Thüringer Polizei in Jena berichtete.
Der Tatverdächtige kam auf Antrag der Staatsanwaltschaft vorläufig in eine psychiatrische Klinik, weil die Gefahr weiterer Straftaten besteht. Mindestens 7 Fälle von Tierquälerei mit 3 getöteten und 15 verletzten Tieren schreiben die Ermittler dem ausgebildeten Sozialbetreuer zu, weitere Fälle werden noch geprüft. «Das sind Straftaten, die zu einer hohen Verunsicherung in der Bevölkerung führen», sagt Thüringens Polizeipräsident Wilfried Bischler. «Nicht nur bei den Besitzern der Tiere.» Tierschützer hatten mehr als 10.000 Euro Belohnung für Hinweise auf den Tierquäler ausgelobt.
Recherche im Internet bringt Kripo weiter
Bei seiner Festnahme am Dienstag hat die Polizei unter anderem eine Armbrust, 2 Luftgewehre, rund 170 Armbrustbolzen und 32.000 Diabolos (Geschosse für Luftgewehre) sichergestellt. Auch Spezialzubehör wie sehr scharfe Jagdspitzen, die tief ins Gewebe eindringen und schwere Verletzungen verursachen, entdeckte sie.
Derartige Waffen sind in Deutschland bei der Jagd nicht erlaubt. Der Festgenommene hatte die Fahnder mit Waffenkäufen im Internet auf seine Spur gebracht. «Wir haben Dutzende Onlineshops durchforstet», sagt der Leiter der Sonderkommission «Weide» bei der Jenaer Polizei, Sven Opitz. Bischler spricht von «kriminalistischer Kleinstarbeit».
Spontan und unberechenbar
Wahllos habe der Tatverdächtige zugeschlagen, berichtet Opitz. «Er ist mit seinem Auto spontan losgefahren, hat an der Koppel angehalten, geschossen und war wieder weg.» Für die Tierhalter und Landwirte war das eine unberechenbare Situation. «Man kann doch nicht Tag und Nacht eine Weide bewachen», sagt Siegfried Stenzel vom Kreisbauernverband.
Die Polizei wiederum war vor allem besorgt, dass der Täter auch Menschen angreifen könnte. «Wer weiß, wie ein zufälliges Zusammentreffen mit den Tierhaltern ausgegangen wäre», sagt Opitz. Der geständige Tatverdächtige habe in der Vernehmung von Angstzuständen und Wutanfällen gesprochen – und davon, dass er seine Handlungen dann nicht mehr steuern könne. Der 30-Jährige war bereits vor einigen Jahren einmal wegen Tierquälerei im Visier der Polizei. Der Verdacht, eine Katze mit einem Luftgewehr getötet zu haben, ließ sich damals aber nicht erhärten.
Brutale Übergriffe auf Tiere, die verstümmelt und getötet werden, gibt es in Deutschland immer wieder. Berüchtigt ist etwa der sogenannte Pferderipper“ aus Norddeutschland, der mehr als 100 Pferde tötete und nie gefasst wurde.
09.05.2013 Ta
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