Es war eine weitere Gewalttat auf einem Berliner S-Bahnhof: Zwei Männer greifen ein, als eine Frau von einer Gruppe junger Männer belästigt wird. Dann eskaliert die Situation. Die intensive und aufwendige Fahndung zeitigt jetzt Ergebnisse.
VON ANDREAS RABENSTEIN (dpa)
Rund zwei Monate nach einem brutalen Angriff auf zwei Männer in einem Berliner S-Bahnhof hat die Polizei drei mutmaßliche Täter verhaftet. Weitere drei junge Männer sind ebenfalls verdächtig: Gegen sie wird ermittelt. Die sechs Männer sind zwischen 17 und 23 Jahre alt und als Intensivtäter bekannt, wie Bundespolizei und die Staatsanwaltschaft mitteilten.
Die Polizei durchsuchte sechs Wohnungen und Zimmer in Pensionen in den Stadtteilen Neukölln, Wilmersdorf, Wedding, Tempelhof, Lichtenberg und Kreuzberg. Sie sicherte Spuren und Beweise wie Handys, Kleidungsstücke und Dokumente. Rund 140 Polizisten waren im Einsatz.
Helfer krankenhausreif geschlagen
Der Angriff ereignete sich am 4. März gegen 23 Uhr am S-Bahnhof Jannowitzbrücke in Berlin-Mitte nahe dem Alexanderplatz. Mehrere Verdächtige, die zu einer größeren Gruppe von etwa 13 Menschen gehörten, beleidigten eine Frau in der S-Bahn zwischen Alexanderplatz und Jannowitzbrücke. Zwei Männer im Alter von 29 und 31 Jahren kamen der Frau zu Hilfe. Als die beiden Männer am Bahnhof ausstiegen, fielen die Täter über sie her und prügelten sie zu Boden. Danach traten die Jugendlichen weiter auf ihre Opfer ein und verletzten sie so schwer, dass sie ins Krankenhaus mussten.
Die Bundespolizei griff bei ihrer Suche nach den Tätern auch auf Videoaufnahmen vom Bahnhof zurück. Ende April fahndete sie mit Fotos eines der Verdächtigen. Bei den Ermittlungen wurde auch das Umfeld der Verdächtigen untersucht und die sozialen Netzwerke im Internet durchforstet.
Verdächte bereits polizeibekannt
Unterstützt wurde die Bundespolizei durch das für Intensivtäter zuständige Landeskriminalamt (LKA) der Berliner Polizei, «da nahezu alle Beschuldigten in der Vergangenheit aufgrund diverser Roheits-, Eigentums- und Gewaltdelikte, polizeilich in Erscheinung getreten sind», wie die Behörde mitteilt. «Die jungen Männer befinden sich derzeit in einem Asylverfahren.»
Einige der mutmaßlichen Täter, die aus Syrien stammen, lebten als Flüchtlinge in Pensionen, die als Unterkünfte dienen. Der 17-Jährige wurde in Gegenwart seiner Betreuerin vernommen, ein anderer wurde bei der Verhaftung von seinem Vater begleitet. Einer saß bereits wegen anderer Taten im Gefängnis. In einer der Wohnungen fand die Polizei zudem eine 16-jährige Jugendliche, die als vermisst gemeldet war. Sie wurde dem Kindernotdienst übergeben.
Foto: dpa
17.05.2017 wel