Stresstest für die Schnüffler

Nicht alltägliche Übung der niedersächsischen Polizeihunde

Ahrbergen (dapd-nrd). Spürhund Daiko hat schon viele menschliche Abgründe gesehen. Während seiner Arbeit musste er bereits in einer Messie-Wohnung herumwühlen und seine Nase in alle bekannten Drogen stecken. Nach dem Abschluss seiner neunwöchigen Ausbildung hat es der drei Jahre alte Hund am Donnerstag jedoch noch einmal mit einem wirklichen Abgrund zu tun: Nach einem Rundflug über Ahrbergen bei Hildesheim muss er direkt nach der Landung aus einem Polizeihubschrauber springen.

Die Aktion nennt sich Luftverlastung“ und ist Teil der Hundeausbildung bei der Zentralen Polizeidirektion (ZPD) in Niedersachsen. Schwieriger als der Sprung ist es für den Belgischen Schäferhund allerdings, sich wieder auf der Erde zurechtzufinden. Während er mit der Hundeführerin Denise Staedler aus Lüneburg aus der Landezone läuft, richtet er seinen Kopf mit fragendem Blick abwechselnd in alle Himmelsrichtungen. Doch die Verwirrung hält nur kurz an. Nach ein paar Befehlen der Kommissarin fängt er sich wieder und nimmt Haltung an. 

Haben Hunde Flugangst? 
Ein Hubschrauberflug sei für die Tiere immer eine kleine Belastungsprobe, erklärt Polizeihunde-Ausbilder Helmut Höveling. Vor allem der Lärm der Rotorblätter setze sie unter Stress. Genau darauf sei die nicht alltägliche Übung ausgerichtet: „Wir wollen herausfinden, wie unsere Hunde in solchen Situationen reagieren“. Egal ob Bluthunde, Sprengstoffhunde oder eben Drogenspürhunde. Alle Polizeihunde müssten dieses Training einmal hinter sich gebracht haben, sagt Höveling.

Nach der Landung geht es für Daiko und seine Hundeführerin zum eigentlichen Test. Mit seinem feinen Geruchssinn soll der Hund verschiedene Rauschgiftarten in einem präparierten Auto aufspüren. Erst erschnüffelt er eine Platte Haschisch, dann auch einen kleinen Beutel mit Kokain.

200 Hunde im Einsatz 
Denise Staedler ist begeistert über die Leistung ihres Tiers. „Ich war sehr zufrieden mit ihm“, sagt sie. Zur Belohnung gibt sie ihm ein Spielzeug, die sogenannte Beute. Sofort nimmt er sie ins Maul und rückt sie nur ungerne wieder heraus.

Der Erfolg der Hundeerziehung hänge mit diesem Spielzeug zusammen, erklärt Höveling. Immer wenn sie etwa Drogen im Handschuhfach oder hinter einer Wand witterten, dürften sie sich über das Spielzeug freuen. Dieses Ritual sei fundamental für die Arbeit mit den Vierbeinern.

Neben Daiko werden an diesem Tag noch fünf weitere Hunde auf die Probe gestellt. Insgesamt verfügt die ZPD über 200 vierbeinige Schnüffler, die im ganzen Land eingesetzt werden. Kommissar Thomas Holz muss den zwei Jahre alten Horn in Zaum halten, der ihn immer wieder anspringt. Er sei eben sehr temperamentvoll, erklärt der Hundeführer. Das sei nichts Ungewöhnliches für Polizeihunde, sagt Ausbildungsleiter Höveling. Schließlich brauche die Polizei keine Schoßhündchen.

Foto: stmi bayern

06.07.2012  wel