Terroristen oder Chaoten?

In Berlin brennt's an der Bahn - Alarmstimmung in der Hauptstadt

Berlin/Osnabrück/Passau (dv/dapd). Die Polizei hat am Dienstagabend zwischen den S-Bahnhöfen Gesundbrunnen und Schönhauser Allee gleich drei Brandsätze gefunden. In räumlich unmittelbarer Nähe wurde in drei Kabelschächten jeweils eine mit unbekannter Flüssigkeit gefüllte Flasche gefunden. Zunächst hatte es geheißen, es seien mehrere Plastikflaschen in einem Kabelschacht am nördlichen Ende des Mauerparks gefunden worden. «Es handelt sich aber um eine Tat», sagte ein Polizeisprecher.

Die Flaschen enthielten nach ersten Erkenntnissen der Polizei eine Platine und Elektronik. Die Beweismittel werden derzeit «eingehend kriminaltechnisch untersucht». Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) ordnete eine Verstärkung der Bundespolizei-Streifen auf den Bahnanlagen im Großraum Berlin an.

Wie sehen’s die Politiker?
Union und Grüne liegen bei der Einschätzung der jüngsten Anschläge auf Bahnanlagen über Kreuz. Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann wertete die jüngsten Brandanschläge auf Bahnanlagen als Verschärfung des Linksextremismus. Der CDU-Mann sagte der «Neuen Osnabrücker Zeitung», die in den meisten Fällen verhinderten Angriffe in und um Berlin seien keine Zufallstaten.

Dagegen müsse nicht nur die Polizei vorgehen. «Was wir zudem brauchen, ist eine konsequente gesamtgesellschaftliche Ächtung des Linksextremismus», sagte Schünemann. Dessen Leugnung oder Verharmlosung wirke als Nährboden der Eskalation. «Der Weg von Brandanschlägen zu gezielten Mordanschlägen ist nicht weit», sagte der Minister und verwies auf die Revolutionären Zellen in den 1970er Jahren.

Der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen im Bundestag, Volker Beck, verurteilte die Angriffe auf den Bahnverkehr, warnte jedoch davor, die Täter in der öffentlichen Debatte politisch zu überhöhen. «Ich sehe weder Hinweise auf eine verfestigte Organisationsstruktur noch auf einen ideologischen Unterbau», sagte Beck dem Blatt. Die Täter seien ein «loser, wirrer Haufen von Chaoten, deren Verlautbarungen im Internet an intellektueller Dürftigkeit nicht zu überbieten sind»

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) kündigte nach den Attacken auf Verkehrseinrichtungen eine höhere Polizeipräsenz an. «Ich habe aufgrund der Vorfälle angeordnet, die Streifen der Bundespolizei auf den Bahnanlagen im Großraum Berlin ab sofort zu verstärken», sagte Friedrich der Welt». Er zeigte sich auch besorgt über den zunehmenden Linksextremismus..

12.10.2011 dv