Tödliches Komplott

Auch ohne Leiche glaubt die Kripo die Täter überführen zu können

Neuruppin/Leegebruch (dpa/bb). Maike ist verschwunden – seit rund 16 Jahren. Die Polizei ging nicht sofort von einem Verbrechen aus, vermutete zunächst, die hochschwangere 17-Jährige könnte ausgerissen sein. Dann geriet ihr Ex Freund ins Visier – aber die Indizien reichten nicht aus. Nun glaubt die Staatsanwaltschaft, ihn doch noch überführen zu können. Ab heute muss er sich in Neuruppin wegen Mordes gemeinsam mit einem Bekannten (79) vor dem Landgericht verantworten. Auch seine Mutter sitzt auf der Anklagebank. Der 60-Jährigen wird Anstiftung zum Mord vorgeworfen. Sie soll die Männer zu der Tat angehalten haben, weil sie Unterhaltsansprüche gegen ihren Sohn verhindern wollte.

Der als «Mord ohne Leiche» bekanntgewordene Fall ist eine Herausforderung für die Justiz. «An die Beweiswürdigung werden in derartigen Fällen höchste Ansprüche gestellt», sagt der Strafrechtler Hans Lilie aus Halle (Sachsen-Anhalt). «Das Gericht muss alle Dinge in Betracht ziehen und darf nicht über die leisesten Einwände hinweggehen.»

Schon mehrfach haben Richter in Deutschland Mordprozesse verhandelt, bei denen die Leiche fehlte. Teils stand am Ende ein Freispruch – aber auch lebenslange Haft. «Wir brauchen die Leiche des Opfers nicht», sagte Lolita Lodenkämper, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Neuruppin, bei Anklageerhebung. Aus Sicht der Ankläger reichen die Indizien, um die Beschuldigten zu überführen.

Nach XY wurden die Verdachtsmomente stärker
Laut Anklage haben die Männer die damals 17-Jährige nach einer Schwangerschaftsuntersuchung im Krankenhaus Hennigsdorf unter einem Vorwand ins Auto gelockt. Dann sind sie, so der Vorwurf, mit der jungen Frau in ein Waldstück gefahren. Der auf der Rückbank sitzende Senior soll sie von hinten erdrosselt haben. Dafür hat der Mann laut Anklage umgerechnet knapp 1.800 Euro erhalten.

Die Tatverdächtigen sitzen in Untersuchungshaft – die Männer bereits seit November 2012, die Frau wurde im vergangenen Januar verhaftet. Zuvor hatte die Polizei den Fall auch mit Hilfe von «Aktenzeichen XY… ungelöst» noch einmal aufgerollt. Dabei hatte sich der Verdacht gegen das Trio erhärtet, das bereits seit Jahren im Visier der Ermittler stand.

Eltern wollen endlich Klarheit haben
Weil der beschuldigte Ex-Freund zum Tatzeitpunkt ebenfalls noch im jugendlichen Alter war, wird der Fall bei der Großen Jugendkammer des Landgerichts Neuruppin verhandelt. Nach Angaben der Gerichtssprecherin hat Richter Gert Wegner zunächst zwölf Prozesstage bis zum 15. August eingeplant. 29 Zeugen und ein psychiatrischer Sachverständiger sind zunächst geladen, sagte die Sprecherin.

Nebenkläger in dem Indizienprozess werden die Eltern des Opfers sein. «Sie wünschen sich, dass endlich Licht ins Dunkel kommt», sagte ihr Anwalt Andreas Steffen der Nachrichtenagentur dpa. Auch die Eltern gehen inzwischen davon aus, dass ihre Tochter tot ist. Umso wichtiger wäre es für sie, dass ihre Leiche gefunden wird. Auch die Ermittler haben noch Hoffnung: Es soll eine erneute Suche mit Hunden geben. Einen Zeitpunkt nennen die Behörden jedoch nicht.

Foto: Securitel

13.05.2013 Ta