Bremen (dapd-nrd). Einbrecher lassen sich durch den Einsatz künstlicher DNA in Bremen nicht in dem Maße abschrecken, wie von der Polizei erhofft. Nachdem zunächst die Einbruchsdiebstähle aus Wohnungen in der Hansestadt von 2.908 im Jahr 2009 innerhalb eines Jahres auf 2.263 zurückgingen, stieg die Zahl 2011 wieder auf 2.772 an, wie Polizeipräsident Lutz Müller diese Woche sagte. Die Anzahl der Einbrüche in Schulen und Kindertagesstätten in Bremerhaven ist zwar rückläufig, in Bremen liegt sie aber auf dem Niveau von 2009. Wir haben festgestellt, dass wir die erhoffte Flächenwirkung nicht erreicht haben“, sagte Müller.
Bremen war das erste Bundesland, in dem die Polizei nach niederländischem und britischem Vorbild im Kampf gegen Diebstahl und Einbruch künstliche DNA einsetzte. Bremen gilt als Einbruchshochburg und auch die Zahl der Autoaufbrüche ist im bundesweiten Vergleich hoch. Im Herbst 2009 wurden zunächst die Wertgegenstände in Bremens Schulen markiert, dann 2.000 Haushalte in zwei Pilotregionen mit der Substanz ausgestattet. Künstliche DNA wird wie durchsichtiger Lack auf Gegenstände aufgesprüht und ist unter ultraviolettem Licht sichtbar. Jede einzelne Charge ist unverwechselbar und kann darum ihrem Besitzer zugeordnet werden.
Große Erfolge in den Niederlanden und Großbritannien
Zudem gibt es in Bremen sechs DNA-Sprühanlagen an Tankstellen, einer Bank und einem Casino, die bei Raubüberfällen Täter besprühen. Die Polizei positionierte auch Lockautos mit solchen Anlagen. An Menschen haftet die Substanz bis zu sechs Wochen.
Die Hoffnung auf die neue Art der Verbrechensbekämpfung war bei der Polizei in Bremen groß, da englische und niederländische Städte Erfolge mit der künstlichen DNA vermeldeten, wonach bis zu 80 Prozent der Einbrüche und Diebstähle zurückgegangen seien. In den beiden anderen Ländern gebe es offenbar aber unterschiedliche Herangehensweisen mit der künstlichen DNA, sagte Projektleiter Uwe Schröter. In Deutschland seien manche Maßnahmen rechtlich nicht möglich. Anhand von Studien, die wissenschaftlichen Kriterien genügten, seien die Erfolgszahlen zudem nicht belegt.
Bürger aktivieren
Nur dreimal konnte die Polizei in den drei Jahren des Pilotprojektes Täter anhand der künstlichen DNA überführen, sagte Polizeipräsident Müller. Die meisten Erfolge bei der Bekämpfung von Einbrüchen erziele die Polizei weiterhin, wenn Anwohner konkrete Angaben zu Tatverdächtigen machen könnten, sagte Müller. Deshalb solle nun in einem nächsten Schritt zwar der Einsatz von künstlicher DNA vorangetrieben werden. „Wir müssen aber ganzheitlich vorgehen“, sagte er.
Deshalb wurden in einer Pilotphase in Bremen-Nord Anwohner dazu ermutigt, sich zu Bürgerinitiativen zusammenzuschließen. Die Anwohner würden zum einen mit der künstlichen DNA ausgestattet, zum anderen bekämen sie Präventions- und Verhaltensschulungen von der Polizei. Wichtig sei, dass der Zusammenhalt der Anwohner organisiert werde und diese auch für die Nachbarn wachsam seien. Inzwischen hätten sich schon 130 Anwohnerinitiativen gebildet. Erste Erfolge gebe es bereits.
Foto: sterilgutassistentin / Wikipedia
16.09.2012 Ta / wel
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