Vom Kaviarzüchter zum Millionenbetrüger

Mehr als 660 Geschädigte verlieren 13,5 Millionen Euro

Düsseldorf (dv). Die Richterin sagte in ihrer Urteilsbegründung, der Angeklagte habe immer wieder im Newsletter seines Unternehmens die Lage der Firma bewusst deutlich zu positiv dargestellt. Anleger seien mit Falschinformationen geködert worden. Mehr als 660 Geschädigte aus ganz Deutschland hätten in das Unternehmen zwischen Januar 2006 und Mai 2008 investiert und rund 13,5 Millionen Euro an «Caviar Creator» überwiesen.

Der in Aussicht gestellte Börsengang habe jedoch ebenso wenig stattgefunden wie der Neubau von Stör-Farmen – lediglich in Mecklenburg-Vorpommern wurde eine Anlage errichtet. Vielmehr sei es dem Angeklagten darauf angekommen, auch mit Hilfe der Aktionärs-Gelder den aufwändigen Lebensstil seiner Familie zu finanzieren. Er habe die Anleger über die wahren Gegebenheiten hinweggetäuscht.

Angeklagter zeigt sich kooperativ
Die Richterin blieb mit ihrem Urteil knapp unter der Forderung der Staatsanwaltschaft, die vier Jahre Haft beantragt hatte. Der Angeklagte habe durch sein Geständnis erheblich zu einer Prozessverkürzung beigetragen, hieß es in der Urteilsbegründung. Außerdem sei das Gericht davon ausgegangen, dass er nicht von Anfang an vorgehabt habe, Anleger zu täuschen. Stattdessen habe er einen großen Einsatz und viel Herzblut in die Kaviar-Zucht investiert.

Festnahme in den USA
Der Angeklagte war in den USA von Ermittlern festgenommen worden, nachdem sich in Deutschland immer mehr empörte Anleger gemeldet hatten. Er saß in Las Vegas einige Zeit in Untersuchungshaft und wurde dann nach Deutschland ausgeliefert. Hier saß er bis jetzt ebenfalls in Untersuchungshaft. Nach der Verkündung des Urteils allerdings setzte die Richterin den Haftbefehl unter Auflagen außer Vollzug. Der 54-Jährige konnte damit das Gerichtsgebäude als freier Mann verlassen.

Aktionärsschützer reagierten darauf mit Empörung. Das Urteil sei ein Skandal, sagte Moritz Wolf, Aktionärsbeirat der geprellten «Caviar Creator»-Anleger. Viele Menschen hätten durch die Machenschaften des Angeklagten ihre Ersparnisse verloren. Für sie sei das Urteil nicht nachvollziehbar.

Und was ist im Netz?
Der Ärger ist verständlich. Wer nach dem Urteil ins Internet geht, findet die Firma Caviar Creator“ immer noch als Premium-Unternehmen. Adresse des Firmensitzes: CAVIAR CREATOR INC. (Holding); Nevada, USA ; CAVIAR CREATOR INC.; 10161 Park Run Drive, Suite 150 Las Vegas, NV 89145 USA.

Und der Chef von dem Ganzen? Der ist gerade mit knapper Not dem Knast entgangen. Er wirbt für seine Firma mit dem Motto „Our Gold is Black“ (Unser Gold ist schwarz) und beschreibt sich folgendermaßen:

„F. S.,Vorsitzender. Studium Wirtschaft, Merrill Lynch, Prudential Bache, Ray E. Freedman & Co. Manager, CEO und Chairman bei verschiedenen internationalen Unternehmen, Erfahrungen bei verschiedenen Börseneinführungen und Startups.“

Ein guter Mann, scheint es!

Foto: Barbara Volkmer

16.12.2010 dv