Vom Opfer zum Täter – Der „Päckchen-Trick“

Per Inserat in Internet-Jobbörsen sucht eine angeblich amerikanische Firma Mitarbeiter als „Korrespondenz- bzw. Shipping-Manager“. Die Kontaktaufnahme erfolgt in aller Regel per E-Mail.

Leicht verdientes Geld
Die Firma behauptet, sie wolle einen internationalen Warenhandel aufbauen. Dazu benötige man „Umschlagplätze“ in Deutschland. Die Interessenten sollen Warensendungen in Empfang nehmen, auf Vollständigkeit prüfen, an Kunden in Osteuropa weiterschicken oder einem Kurierdienst aushändigen. Pro umgeschlagenes Paket würden 50 Euro bezahlt. Klingt verlockend und nach leicht verdientem Geld in schweren Zeiten.

Nachdem ein Vertrag – in englischer Sprache – und ein Personalblatt ausgefüllt wurden, kann es losgehen. Zuvor muss der Bewerber aber noch seinen Personalausweis scannen oder digital fotografieren und an die Firma schicken. Eine Sicherheitsvorkehrung, denn schließlich handele es sich bei der Ware um hochwertige Elektronik.

Dubiose Abholer
Innerhalb weniger Tage stapeln sich dann die Warenpakete in der Wohnung des Mitarbeiters. Dass die Lieferscheine seinen Namen und seine Adresse tragen, so als ob die Ware von ihm bestellt wurde, macht den neuen Mitarbeiter nicht stutzig.

Regelmäßig lässt der Arbeitgeber die Ware abholen. Es fährt ein Lieferwagen vor, mehrere dubios erscheinende Männer steigen aus, sprechen nur gebrochen Deutsch, stammen offenbar aus Osteuropa. Der vereinbarte Verdienst von 50 Euro pro Paket lässt auf sich warten. Stattdessen steht plötzlich die Polizei vor der Tür.

Organisierte Verbrecher
Sie verdächtigen den arglosen „Lagerhalter“, in großem Stil Warenkreditbetrug begangen zu haben. Denn die Waren, die er erhalten und weitergegeben hat, wurden mit gefälschten Kreditkartennummern gekauft. Jetzt wird klar: Der Mitarbeiter diente der ominösen US-Firma als Strohmann. Die Polizei durchsucht seine Wohnung, stellt die dort noch gelagerten Pakete sicher und führt ihn ab zur Vernehmung.

Die bereits abgeholten Waren sind inzwischen auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Hinter der angeblichen US-Firma, die regelmäßig ihren Namen ändert, steckt offensichtlich eine straff organisierte Bande aus Osteuropa, möglicherweise ein Zweig der „Russen-Mafia“. Per Internet und neuerdings auch per Massen-E-Mails sucht sie nach wie vor ihre Opfer in Westeuropa.