Bei Zwangsräumung – Eingesperrte junge Frau befreit

Rosenheim (dpa). Polizisten haben in einer völlig heruntergekommenen Wohnung in Rosenheim eine verwahrloste junge Frau befreit, die dort vermutlich seit mehreren Jahren eingesperrt war. Dabei handelt es sich nach ersten Erkenntnissen der Polizei um die geistig behinderte 26-jährige Tochter der Wohnungsmieterin.

Die 54 Jahre alte Mieterin stürzte sich heute Vormittag im Treppenhaus aus dem zweiten Stock in die Tiefe, als der Gerichtsvollzieher bei ihr klingelte. Rettungskräfte brachten sie mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus. «Die Frau ist in einem kritischen Zustand, aber nicht in Lebengefahr», erklärte Polizeisprecher Stefan Sonntag. Sie sei derzeit nicht vernehmungsfähig.

Beamte hätten eine «völlig verwahrloste, heruntergekommene Wohnung» vorgefunden. Die Tür zu einem Zimmer in der Wohnung sei abgeschlossen gewesen, Beamte mussten sie eintreten. Dahinter entdeckten sie die «ebenso völlig verwahrloste» 26-Jährige, wie der Sprecher sagte.

Fünf Jahre eingesperrt?
Sprechen könne man mit der jungen Frau nicht. «Die Kommunikation mit ihr ist sehr, sehr schwierig», schilderte Sonntag. Die 26-Jährige sei in eine psychiatrische Fachklinik gebracht worden. Bei den Behörden waren nach Angaben des Sprechers nur die beiden Frauen als Bewohner der Wohnung gemeldet.

Eine Nachbarin schilderte, dass die 54-Jährige jegliche Hilfe abgelehnt habe. Die Tochter habe manchmal nachts geschrien und gegen die Wände getreten, sagte die Frau. Sie vermutete, dass die 26-Jährige seit etwa fünf Jahren eingesperrt gewesen sei. Nach Angaben der Nachbarin lebte in der Wohnung auch der etwa 15 Jahre alte Bruder der jungen Frau.

19.04.2016 Ta