BKA hebt internationalen Kunstfälscherring aus

Wiesbaden (dpa). Künstler der russischen Avantgarde hat sich eine internationale Fälscherbande für ihre kriminellen Machenschaften ausgesucht. Die Betrüger ahmten den Stil von Malern wie Wassily Kandinsky (1866-1944) und Alexej von Jawlensky (1864/5-1941) täuschend echt nach, fälschten Zertifikate und gaben die Gemälde als noch unbekannte Bilder der Künstler aus. Die Werke seien in den Kriegswirren verloren gegangen und jetzt wieder aufgetaucht. Vor allem private Sammler gingen den Fälschern auf den Leim und bezahlten für die insgesamt wohl mehr als 400 gefälschten Gemälde Millionen. Nun flog die Bande auf, wie das Bundeskriminalamt (BKA) und die Staatsanwaltschaft in Wiesbaden berichteten.

Eine Spur könnte den Angaben zufolge zu einer Galerie in Wiesbaden führen, die 2010 geschlossen wurde. Dort war vorher vor allem Kunst der russischen Avantgarde gezeigt worden. Die zwei mutmaßlichen Köpfe der Bande wurden nach monatelangen Ermittlungen in ihren Wohnungen in Wiesbaden festgenommen und in U-Haft genommen. Gegen sie lagen seit der vergangenen Woche Haftbefehle vor. Der eine, ein 41 Jahre alter Deutsch-Tunesier, soll Kunsthandel betrieben haben. Der andere, ein im Libanon geborener 67 Jahre alter Israeli, gilt dagegen vor allem als Geldgeber und Führungsperson der Gruppe. Über den Verbleib der anderen vier verdächtigen Männer der Bande, die aus dem Nahen Osten und Russland stammen sollen, machten die Ermittler keine Angaben.

Konzertierte Aktion in Deutschland, Israel und der Schweiz
Die Fahnder haben am Mittwoch und gestern bei ihren Durchsuchungen in sechs Bundesländern mehr als 1000 gefälschte Gemälde, Herkunfts- und Verkaufsunterlagen sowie Schmuck- und Wertgegenstände sichergestellt. Rund 100 Beamte des BKA und der Polizei haben insgesamt 28 Wohnungen, Geschäftsräume, Lager und Kunstgalerien durchkämmt. Sie waren in Wiesbaden, Mainz, Stuttgart, München, Hamburg und Köln unterwegs. Durchsuchungen gab es zeitgleich auch in der Schweiz und Israel, Ergebnisse lagen aber noch nicht vor.

Die beiden Hauptverdächtigen sollen allein in den vergangenen zwei Jahren Fälschungen für mehr als zwei Millionen Euro an Kunden in Deutschland und Spanien verkauft haben. Die Sammler kauften vor allem in Auktionshäusern im Ausland. «Die haben wohl den gutgläubigen privaten Markt abgeräumt», sagte ein Kunstexperte, der namentlich nicht genannt werden will. Dabei kamen den Kriminellen der Boom zur Geldanlage in Kunst zugute.

Dass die Fälscher sich ausgerechnet die Russische Avantgarde ausgesucht haben, erklären Experten mit den komplizierten Biografien von Künstlern wie Kandinsky, Jawlensky, Natalia Goncharova, Kazimir Malevich und Mikhail Larionov und der Epoche der Kunst, die von 1905 bis 1934 datiert wird. Die Kunst entstand teils vor, teils nach der Revolution in Russland – einer Zeit voller Wirren.

14.06.2013 Ta