Brandanschläge auf Bahngleise

Zugverkehr im Norden stark beeinträchtigt - Ausfälle bis heute Nacht

Bremen (dpa). Verschmorte Kabel, ausgefallene Stellwerke und kein Funkverkehr: Mehrere Brandanschläge haben gestern neben dem Lokführerstreik die Bahn in Norddeutschland ausgebremst. In Bremen, Niedersachsen und Brandenburg legten Unbekannte in Kabelschächten entlang der Gleise Feuer. Die Polizei prüft inzwischen ein Bekennerschreiben, das auf einer Internetseite der linken Szene veröffentlicht wurde. Reisende im Norden müssen bis heute Abend mit Zugausfällen und Verspätungen rechnen.

In Bremen entfernten die Täter gestern an zehn Stellen die etwa 15 Kilo schweren Betonplatten von den Kabelschächten. Danach legten sie Feuer. Im niedersächsischen Bad Bevensen setzten die Unbekannten fast zur gleichen Zeit zwei Kabelschächte in Brand. Auch in Karstädt bei Wittenberge in Brandenburg gab es einen Anschlag. Wegen der Feuer fielen die Stellwerke in Hamburg, Kiel und Lübeck, die Signalanlagen sowie der Funkverkehr zu den Zügen für mehrere Stunden aus. Die Lokführer mussten langsamer fahren und sich per Handy verständigen. «Die Auswirkungen sind erheblich», sagte eine Bahnsprecherin.

Deshalb werden auch nach dem Ende des Streiks der Lokführergewerkschaft GDL gestern Abend weiterhin Züge in Hamburg, Bremen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein ausfallen. «Wir gehen davon aus, dass morgen alles wieder weitgehend normal läuft», sagte die Sprecherin. Techniker arbeiteten bereits daran, die defekten Kabel zu reparieren.

Wer steckt dahinter?
Wie die Täter die Anschläge verübt haben, konnten die Ermittler in Bremen und Niedersachsen noch nicht sagen. In Brandenburg verwendeten sie Brandbeschleuniger, um die Kabel anzuzünden. Als ein Techniker der Bahn gegen 6 Uhr an der Brandstelle eingetroffen sei, waren die Flammen schon erloschen, sagte ein Sprecher der Bundespolizei in Berlin. Die Folgen für die Reisenden rund um Wittenberge hielten sich in Grenzen: Die Züge mussten an der Stelle langsamer fahren, weil die elektronische Geschwindigkeitskontrolle nicht mehr funktionierte.

Im Internet erklärten «Autonome Gruppen», dass sie mit der Sabotage an den Tod eines Franzosen bei einem Castortransport aus dem französischen La Hague ins Atommüllzwischenlager Gorleben vor zehn Jahren erinnern wollten. In der Vergangenheit gab es immer wieder Anschläge auf die Bahn, zuletzt im August in Berlin. Der Staatsschutz ermittelt jetzt in Bremen, Niedersachsen und Brandenburg. Beamte sicherten Spuren an den Tatorten.

Foto: Deutsche Bahn AG

09.11.2014 Ta