Dem „Sprengmeister“ auf der Spur

Nach XY glaubt die Kripo Siegen an einen schnellen Fahndungserfolg

Siegen (dapd-nrw). Eine ungewöhnliche Diebstahlsserie mit Geldautomaten-Sprengungen im Raum Siegen könnte bald aufgeklärt sein. Denn die Polizei kommt dem Unbekannten offenbar langsam auf die Spur. Wir haben eine Vielzahl von Hinweisen erhalten, denen wir nachgehen müssen“, bestätigte Staatsanwalt Patrick von Grotthuss am Donnerstag in Siegen. Dazu habe die ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY… ungelöst“ am Mittwochabend beigetragen. Dort war der Fall behandelt worden.

Die Polizei geht davon aus, dass immer derselbe Täter am Werk war. Im Zeitraum von 2007 bis 2011 sprengte dieser insgesamt elf Geldautomaten im Siegerland, in Schmallenberg (Hochsauerlandkreis) und im hessischen Eschenburg (Lahn-Dill-Kreis) in die Luft oder versuchte sie zu sprengen. „Dabei erbeutete er rund 140.000 Euro“, sagte Kriminalhauptkommissar Martin Schrage. Der Schaden belaufe sich auf etwa 500.000 Euro. Mehrere Gebäude wurden zum Teil erheblich beschädigt.

Semesterferien abgewartet 
Ein besonderer Coup gelang dem Räuber im Jahr 2008 auf dem Gelände der Universität Siegen. Dort erbeutete er nach Angaben des Staatsanwalts alleine rund 95.000 Euro. „Er hat zu einem günstigen Zeitpunkt gesprengt, damals waren Semesterferien“, sagte Grotthuss. Die Detonationen habe er stets mit einem Luft-Gas-Gemisch herbeigeführt. Überwachungskameras habe er fast immer mit Farbe eingesprüht, fügte Schrage hinzu.

Beim Überfall im hessischen Eschenburg war er jedoch scheinbar unvorsichtig: „Der Täter konnte genauer als sonst beobachtet werden, weil er offenbar eine Kamera übersehen hat“, sagte Grotthuss. Es handle sich um einen leicht korpulenten, breitschultrigen und ziemlich großen Mann, der bei seinen Sprengungen eine Halloween- oder Strumpfmaske trage. „Er macht einen relativ ruhigen Eindruck, wenn er am Geldautomaten arbeitet“, sagte Schrage und fügte hinzu: „Er wird eine handwerkliche Vorbildung haben.“

Täter aus dem Siegerland? 
Polizei und Staatsanwaltschaft vermuten, dass es sich bei dem Täter um einen Siegener handelt. Denn in einem Waldstück im Kreis Siegen-Wittgenstein habe er nach einem Überfall eine Vorrichtung abgelegt, in der sich normalerweise die einzelnen Kassetten eines Geldautomaten befinden. „Er hat einen Weg genommen, den ein Fremder nicht fahren würde“, sagte Schrage. Polizeilich bekannt ist der Mann jedoch nicht: „Wir haben in vier Fällen DNA-Spuren des Täters, ein Abgleich mit unserer Datenbank ergab keinen Treffer“, erklärte Grotthuss.

Sollte der Täter gefasst werden, erwarte ihn mindestens ein Jahr Haft. Es gehe nicht nur um Diebstahl, sondern auch um die Explosionen, bei denen wegen des Einsatzes von Sprengstoff billigend eine Gefährdung anderer in Kauf genommen wurde, erklärte Grotthuss. Bis der Fall aufgeklärt ist, will die Polizei eigenen Angaben zufolge verstärkt an Geldautomaten in Siegen Streife fahren. „Wir haben da ein Auge drauf“, sagte Schrage.

Fotos: Polizei Siegen / Securitel

27.07.2012  wel