Den wahren „Whitey“ abgeführt

FBI nahm gesuchten Gangsterboss bei L.A. fest / Fahndung auch in XY

Los Angeles / München (wel). Ende einer 16 Jahre langen Flucht: FBI-Agenten nahmen Mitte vergangener Woche James J. Bulger (81) und seine  Lebensgefährtin Catherine G. (58) fest.  Bulger – Spitzname „Whitey“ – gehörte zu den zehn meistgesuchten Männern in den USA – unter anderem wegen 19 Morden, Drogenvergehen, Geldwäsche und Erpressung. Mehr als zwölf Mal wurde nach ihm in „America´s Most Wanted“ gefahndet, dem US-Pendant zu „Aktenzeichen XY… ungelöst“. Und einmal auch im deutschen Original.

Unerwartetes Fahndungsergebnis
Auf Ersuchen des FBI hatte „Aktenzeichen XY… ungelöst“ im Februar 2008 die Fahndung in die Sendung aufgenommen. Angeblich war Bulger damals in Europa unterwegs. Ein Informant der amerikanischen Bundespolizei glaubte, ihn und seine langjährige Begleiterin in Italien fotografiert zu haben. Mit diesen Schnappschüssen wollten FBI-Agenten nun in mehreren europäischen Fahndungssendungen auftreten.

Den Anfang machte „Aktenzeichen XY“ – und stoppte auch gleich die PR-Tour der US-Beamten durch ein überraschendes „Fahndungsergebnis“. Zuschauer stellten nämlich fest: Auf den neuen FBI-Fotos waren nicht der Gesuchte und seine Gefährtin zu sehen, sondern ein unbescholtenes Touristen-Paar aus dem Badischen. Allerdings: Der abgelichtete Urlauber hatte eine verblüffende Ähnlichkeit mit Bulger. Ob dieser aber jemals in Italien Urlaub machte, darf heute bezweifelt werden.

Allzeit bereit – zur Flucht
Das FBI musste jetzt auch nicht allzu weit reisen, um den mutmaßlichen Gangsterboss festzunehmen. Nach einer erneuten intensiven  Öffentlichkeitsfahndung in zehn US-Staaten kam endlich der heiße Tipp. Nicht einmal 24 Stunden später startete die Polizei einen Überraschungsangriff auf ein Apartment in Santa Monica in der Nähe von Los Angeles. Das gesuchte Paar hatte sich tatsächlich dort niedergelassen und ließ sich nun widerstandslos festnehmen.

Es hätte auch anders kommen können. Bulger hatte mit dem Zugriff offensichtlich nicht gerechnet, sonst hätte er sicher die Flucht ergriffen oder versucht, sich den Weg frei zu schießen. In der Wohnung waren etwa 30 Schusswaffen sowie 800.000 Dollar versteckt. Und eine gepackte Reisetasche stand für die schnelle Flucht auch bereit.

Foto: Securitel
Grafik: FBI

28.06.11  wel