DER BRAND IV – TOT

DER BRAND IV (aus Jörg Cicha, Die Ermittlung von Brandursachen“). Bei dem Klumpen, den die Ermittler aus dem Brandschutt gefischt hatten, handelte es sich in der Tat um den Fuß der alten Bewohnerin des Hauses. Wieder einmal ein Beweis dafür, dass die Fehlerquote bei der Durchsichtung des Brandschuttes als sehr gering anzusetzen ist, da ein hoher Suchaufwand betrieben wurde.

Ausgehend vom ermittelten Brandausbruchsbereich mit der wahrscheinlichsten Brandursache (Heizdecke), muss das Feuer seinen Anfang auf der Couch genommen haben, wo die Frau saß oder lag, die sich sicher mit einigen Decken verhüllt hatte. Entweder trat die Bewusstlosigkeit durch Brandgase in einer frühen Phase des Brandes ein, so dass die Frau Schlimmeres nicht verhindern konnte,  oder es kamen zusätzlich Altersgebrechen hinzu.

Der Brand breitete sich über die Heizdecke, weitere Decken, die Bekleidung und das Sitzmöbel ungehindert aus. Die Decken isolierten den Brandherd in der Anfangsphase, so dass keine Wärme abgeführt werden konnte.

Ein „Dochteffekt“ tritt später zwischen dem durch die Brandhitze verflüssigtem Körperfett und der Bekleidung und/oder anderen textilen Schichten auf. Die textilen Schichten saugen sozusagen das flüssige Fett auf und brennen ähnlich dem Wirkprinzip wie bei einem Kerzendocht ab. Wenn Fette verbrennen, werden relativ hohe Temperaturen von mindestens 700-900 °C erreicht. Unter diesen Bedingungen erfolgt eine sehr intensive Flammenwirkung auf den Körper.

Hinzu kommt in diesem Fall, dass die Zeit der ungehinderten Brandausbreitung nicht bekannt ist. Das Feuer wird zum Einen bis zum Bemerken schon eine Zeit gewütet haben, und zum Anderen verging weitere Zeit, bis erste Löschmaßnahmen wirkungsvoll einsetzten.

Da die menschlichen Überreste unweit der Wohnzimmertür gefunden wurden, ist einzuräumen, dass die Frau noch zu Lebzeiten versucht hat, sich zu retten, aber nur bis kurz vor die Wohnzimmertür kam. Die Fundorte des kleinen Hundes und des Fußes der Frau sind nahezu identisch. Brandleichen finden sich oftmals in der Nähe von Türen und Fenstern, wobei das nicht immer in Richtung Ausgang sein muss, da zuvor die Orientierung verloren wurde.

14.08.2010 dv