Ehrenmorde: Junge Opfer, alte Täter

Das BKA hat jetzt eine Langzeit-Studie veröffentlicht

(dapd). «Ehrenmorde» werden einer Studie des Bundeskriminalamts (BKA) zufolge meist an jungen Menschen begangen. Mehr als die Hälfte der Getöteten sei zwischen 18 und 29 Jahre alt, sieben Prozent der Opfer seien gar noch minderjährig. Anders sieht es bei den Tätern aus: Knapp ein Drittel von ihnen sei 40 Jahre oder älter, weitere 13 Prozent sogar älter als 50 Jahre. Solche Taten würden in nahezu allen Fällen von einer schlecht integrierten Unterschicht begangen.

Eine Zunahme der «Ehrenmorde» im Studienzeitraum von 1996 bis 2005 stellten die Forscher dem Bericht zufolge nicht fest. Es habe zwar Schwankungen bei der jährlichen Anzahl der Taten gegeben, im Durchschnitt bleibe es aber bei sieben bis zehn «Ehrenmorden» pro Jahr, hieß es. Einzig das enorm gestiegene Medieninteresse lasse einen gegensätzlichen Eindruck entstehen.

Viele Täter aus der Türkei
Ein Forscherteam des Max-Planck-Instituts für ausländisches und internationales Strafrecht hatte im Auftrag des BKA 78 Fälle mit 109 Opfern und 122 Tätern untersucht. Eine Sprecherin sagte der Nachrichtenagentur dapd, das BKA werde die Studie in den kommenden Tagen auf seiner Internetseite veröffentlichen.

Mit 76 stammen die meisten «Ehrenmord»-Täter aus der Türkei. Mit deutlichem Abstand folgen die arabischen Länder und die Staaten des ehemaligen Jugoslawien. Der «Ehrenmord» sei aber absolut nicht typisch für die türkische Gemeinschaft in Deutschland, zitierte «Spiegel Online» den Leiter der Studie, den Kriminologen Dietrich Oberwittler.

Foto: BKA

03.08.2011 dv