Großeinsatz in Berlin

1.800 Beamte für 1.300 Demonstranten

Berlin (dpa/bb). Nach einer abgebrochenen Demonstration gegen «staatliche Repression» und «Gefahrengebiete» in Moabit waren gestern Abend Hunderte Polizisten in Kreuzberg im Einsatz. Im Internet war für 22 Uhr zu einer nicht angemeldeten Demonstration am Moritzplatz aufgerufen worden; Motto: «Unerlaubt durchs Gefahrengebiet». In weiten Teilen des Stadtteils zeigte die Polizei starke Präsenz. «Es gibt ein paar Personen, die über Hinterhöfe rennen – aber keine Demonstration», sagte ein Polizeisprecher am Abend.

Nach einer ersten Bilanz von heute Morgen hat die Polizei 17 Menschen festgenommen. 60 weiteren hätten die Beamten bei dem Großeinsatz Platzverweise erteilt beziehungsweise deren Personalien aufgenommen, sagte eine Polizeisprecherin. In Kreuzberg, Moabit und Friedrichshain seien gestern rund 1.300 Demonstranten auf die Straßen gegangen. Zwei Polizisten wurden den Angaben zufolge verletzt. Die Polizei prüft zudem, ob die Brände mehrerer Laster in Kreuzberg in Zusammenhang mit den Protesten stehen.

Gestern Nachmittag haben in Moabit rund 750 Teilnehmer einer angemeldeten Demonstration rund die Hälfte der geplanten Strecke absolviert – friedlich. Es habe Vermummte im Aufzug gegeben, die festgenommen wurden, sagte ein Polizeisprecher. Zwei Frauen und zwölf Männer seien aus der Menge herausgeholt und auf die Wache gebracht worden, bei 18 weiteren Teilnehmern sei die Identität festgehalten worden. Ein Polizist habe ein Knalltrauma wegen eines Böllers erlitten, ein anderer Beamter sei an der Hand verletzt. Laut Polizei hat die Versammlungsleiterin selbst das vorzeitige Ende verkündet. Aus der Menge heraus ist zuvor ein Leuchtkörper in die Luft geschossen worden.

Mehrere Aufrufe zur Gewalt
Unter den Demonstrierenden befanden sich unter anderem Feministinnen, Vertreter der türkischen Arbeiterbewegung und Flüchtlinge vom Oranienplatz. Zur Teilnahme war bundesweit aufgerufen worden; unter anderem auch von Hamburger Aktivisten. In diesem Aufruf hieß es: «Sogenannte gefährliche Orte werden von der Polizei immer öfter erfunden, um noch hemmungsloser als üblich zu kontrollieren und zu schikanieren.»

Am Moritzplatz versammelten sich etwa 100 bis 200 schwarz gekleidete Menschen. Der Platz war zeitweise abgeriegelt und die U-Bahn hielt dort nicht. Auch eine Straße wurde von der Polizei abgesperrt. Im Laufe des Abends kursierten via Twitter auch Aufrufe, Polizeiwachen anzugreifen. 1.800 Polizisten aus mehreren Bundesländern waren im Einsatz. Unterstützung erhielten die Berliner Beamten von Kollegen aus Hamburg, Bremen, Niedersachsen, Brandenburg und von der Bundespolizei.

23.03.2014 Ta