München (dpa). Nach dem Überfall auf eine Bankerfamilie und der Entführung der Ehefrau fahndet die Münchner Polizei mit dem Foto einer Überwachungskamera nach dem Täter. Er sei sogar bereits identifiziert, berichtet die «Süddeutsche Zeitung» heute: Beim Abgleich mit der Polizeidatei seien die Ermittler auf einen etwa 50 Jahre alten Mann aus Brandenburg gestoßen. Er sei dringend tatverdächtig.
Die Polizei will das weder bestätigen noch dementieren. Die Auswertung sichergestellter DNA-Spuren dauerte einen Tag nach der Entführung noch an.
Ein bärtiger Mann klingelte am Mittwoch gegen 7.30 Uhr an der Haustür der Familie des Münchner Sparkassen-Managers im Vorort Ottobrunn und bedrohte Mutter und Sohn mit einer Pistole. Er fesselte den Jungen und nahm die 46-jährige Frau mit. Dabei hinterließ er einen Brief, in dem er nach Polizeiangaben mehrere Millionen Euro für die Freilassung forderte.
Nach Medienberichten soll er 2,5 Millionen Euro Lösegeld verlangt haben mit den Worten: «Wir haben Ihre Frau». Ein vorheriger Kontakt der Familie mit dem Entführer sei unwahrscheinlich, erklärte Markus Kraus vom Münchner Polizeipräsidium. Der Sparkassen-Manager sei «nicht im direkten Kundengeschäft» tätig.
Flucht auf einem Supermarktparkplatz
Der Täter zwang die Frau, in ihr Auto zu steigen. Fast eine Stunde lang fuhr er mit ihr, bis er den Parkplatz eines Lebensmittel-Discounters im Münchner Westend ansteuerte. «Warum er da angehalten hat, wissen wir nicht», sagte Kraus. Der Entführer und die 46-Jährige seien dann aus dem Wagen ausgestiegen, so die Polizei. Die Frau ergriff die Gelegenheit zur Flucht.
Daraufhin floh auch der Täter und lief über ein angrenzendes Firmengrundstück. Dort ist eine Überwachungskamera installiert. Deren Bilder zeigen einen schlanken, schwarz gekleideten, bärtigen Mann mit Wollmütze und Rucksack. Die «Süddeutsche Zeitung» gibt an, der Entführer habe Berliner Dialekt gesprochen.
Parallelen zu Mordfall Maria Bögerl?
«Momentan würden wir auf einen Einzeltäter tippen», sagte Kraus. Bei seiner Flucht habe der Täter ein Magazin verloren. Die Polizei geht davon aus, dass er eine Softairpistole bei sich trug. Die entführte Mutter und ihr Sohn blieben nach Polizeiangaben unverletzt.
Der Fall weckt Erinnerungen an den Fall Maria Bögerl in Heidenheim (Baden-Württemberg). Die Frau des dortigen Sparkassenchefs wurde im Mai 2010 entführt und wenige Wochen später tot aufgefunden. Ihr Mann hinterlegte an einem vereinbarten Ort Lösegeld, das aber nicht abgeholt wurde. Er nahm sich ein Jahr später das Leben.
12.06.2015 Ta