Jetzt haben sie den Richtigen

XY-Zuschauer helfen in «hoffnungslosem Fall»

Ein Jahr nach einem brutalen Überfall auf einen Getränkemarkt im Saarland hat die Kripo den Fall aufgeklärt. Zu verdanken hat sie es mehreren Zuschauern der ZDF-Sendung «Aktenzeichen XY ungelöst».

In der Dezember-Sendung von «Aktenzeichen XY» stellten Oberkommissar Hjalmar Lauer (li.) von der Polizei in Saarlouis und Rudi Cerne den Fall vor.

Saarlouis/Rehlingen-Siersburg (wel/BD) – Es war ein Fall, in dem die Kripo von Saarlouis die Hoffnung aufgegeben hatte, den Täter zu finden. Schon einmal hatte sie geglaubt, den Richtigen festgenommen zu haben. Der Seriendieb hatte dem Phantombild in diesem Fall zum Verwechseln ähnlich gesehen. Letztendlich hatten ihn aber die am Tatort gesicherten Spuren entlastet. Er wurde «nur» wegen seiner Diebstähle verurteilt.

Die Kripo griff zum letzten Hilfsmittel, um den Fall vielleicht doch noch klären zu können: «Aktenzeichen XY… ungelöst». Keiner der Beamten in Saarlouis glaubte allerdings im Ernst daran, dass der XY-Film, der in der Dezember-Sendung 2019 ausgestrahlt werden sollte, noch hilfreich sein könnte. Sie wurden eines besseren belehrt.

XY-Szenenfoto

Täter mit Karate entwaffnet
Der Fall: Am Nachmittag des 22. November 2018 räumt die Kassiererin eines Getränkemarkts in Rehlingen bei Saarlouis Waren in ein Regal. Sie ist mit einem Kunden allein im Geschäft. Er kommt zu ihr, möchte offensichtlich eine Flasche Wodka bezahlen. Doch plötzlich zieht der Unbekannte ein Messer.

Was er nicht weiß: Die Frau ist Kampfsportlerin und geübt in Karate. Er fordert von ihr das Geld aus der Kasse und richtet drohend das Messer in Richtung ihres Gesichts. Reflexartig drückt die Angestellte ihn zurück, ringt ihm das Messer ab und wirft es weg. Sie setzt zu einem Schlag an, zögert aber, ihn auszuführen. Diesen Moment nutzt der kräftige Täter, um sie auf den Boden zu schubsen. Mehrmals tritt er auf sie ein, auch gegen den Kopf. Die Angestellte erleidet Verletzungen am Körper und im Gesicht. Mit dem Geld aus der Kasse flieht der Täter.

Frappierend ähnlich, aber der Falsche 
Nachdem sich die Verkäuferin im Krankenhaus erholt hat, wird mit ihrer Hilfe ein Phantombild erstellt. Im Dezember 2018  nimmt die Polizei den Seriendieb aufgrund des Phantombilds fest. Nachdem er als Täter nicht in Frage kommt, steht die Kripo mit ihren Ermittlungen wieder am Anfang und wendet sich schließlich an XY.

Am 11. Dezember 2019 wird der Film zum Fall in der Sendung gezeigt. Der zuständige Sachbearbeiter der Kripo Saarlouis, Oberkommissar Hjalma Lauer, stellt zusammen mit Moderator Rudi Cerne die Fragen an die Zuschauer. Und es passiert, was der erfahrene Kriminalbeamte nie erwartet hätte: Zu seinem Fall gehen jede Menge Hinweise ein. Besonders interessant: Gleich mehrere Zuschauer glauben, auf dem Phantombild ein und denselben Mann erkannt zu haben.

Hinweise auf Häftling 
Die Überprüfung dieser Hinweise ergibt Erstaunliches: Der Verdächtige sitzt bereits im Knast wegen anderer Delikte. Die Beamten vergleichen die DNA-Spuren, die sie am Tatort gesichert haben, mit der DNA des Häftlings. Und tatsächlich: der erhoffte Treffer!  Demnächst wird sich der 48-Jährige auch wegen des Überfalls im Getränkemarkt vor Gericht veranworten müssen. Seine Zeit im Knast dürfte sich erheblich verlängern.

Fotos: Securitel / ZDF

08.02.20 wel