Berlin (dv). Anfangs gaben sie sich so cool vor dem Landgericht Berlin. Doch immer brüchiger wird ihre Mauer des Schweigens“. Nun hat auch der vierte Angeklagte seine Beteiligung an dem Überfall zugegeben. Er habe sich von der «Aussicht auf viel Geld locken lassen», ließ der 20-Jährige durch seinen Anwalt mitteilen. Die drei Mitangeklagten haben bereits Geständnisse abgelegt.
In dem Verfahren müssen sich vier 19- bis 21-jährige Männer aus Kreuzberg und Neukölln wegen schweren Raubs und gefährlicher Körperverletzung verantworten. Ihnen wird vorgeworfen, im März dieses Jahres maskiert sowie mit einer Machete und einer Schreckschusspistole bewaffnet das Pokerturnier im Berliner Luxushotel Grand Hyatt überfallen und dabei Preisgelder in Höhe von 242.000 Euro geraubt zu haben.
In der schriftlichen Erklärung bezeichnet der 20-Jährige den mutmaßlichen Drahtzieher nur als «U2». Nach den Ermittlungen handelt es sich dabei um den 29-jährigen Onkel eines 19-jährigen Mitangeklagten, der das Quartett angeheuert und instruiert sowie das Fluchtauto gefahren haben soll. Gegen ihn wird gesondert verhandelt. Auch er sitzt seit März in U-Haft.
Eine „Frage der Ehre“
Nach Angaben des staatenlosen Palästinensers hatte «U2» ebenso wie der 21-jährige Mitangeklagte auf ihn eingeredet mitzumachen und geäußert, «die Leute im Kiez« würden sich über sie lustig machen, wenn sie »das jetzt nicht machen würden». In der Erklärung hieß es weiter: «Wir sollten alle laut schreien, zum Tresor laufen und soviel einpacken wie möglich.»
Er habe die Machete bekommen, weil er der «Schmalste» von ihnen gewesen sei. Diese habe er dann beim Überfall einem Wachmann «vorgezeigt» und dazu «laut gebrüllt». Er habe aber weder jemanden geschlagen noch getreten. Zur wichtigsten Frage nach dem Verbleib des Geldes blieb auch der 20-Jährige dem Gericht eine Antwort schuldig.
„Brüderlich“ geteilt
Er bestätigte allerdings die Angaben zweier Mittäter, wonach mit 45 000 Euro «alle gleich viel» erhalten hätten und davon jeweils 5000 Euro an den «Tippgeber» gegangen seien.
Seit voriger Woche sitzt nun auch der zweite mutmaßliche Drahtzieher in Berlin in Untersuchungshaft. Der 31-Jährige, der am Pokerturnier selbst teilnahm, soll die Idee zum Überfall gehabt und per Handy am Tattag das Startsignal zum Losschlagen gegeben haben.
Der Richter verlas am Donnerstag eine E-Mail, die die Kammer von einem Unbekannten erhalten hatte. Der anonyme Absender bestätigte darin, dass es sich bei den «beiden Drahtziehern» um die in Haft sitzenden 29- und 31-jährigen Männer handeln würde. Die anderen Angeklagten seien aber so «eingeschüchtert», dass sie sich nicht trauten, im Prozess die Namen zu nennen.
18.06.2010 dv
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