Der Schüler Luca Höppner, damals 18, fährt mit seiner Mutter Finja Klenz zum Supermarkt. Er hat aber keine Lust einkaufen zu gehen. Deshalb bleibt er im Auto sitzen und hört laut Musik, während seine Mutter hineingeht. Kurz darauf kommt eine Frau (57) aus dem Laden und will zu ihrem Auto, das knapp 20 Meter entfernt steht. Plötzlich stellt sich ihr ihr früherer Lebensgefährte in den Weg. Offenbar hat er auf sie gewartet. Der 59-Jährige ist Alkoholiker und stark angetrunken. Seit über einem Jahr stalkt er seine Ex-Freundin. Deshalb hat sie kurz zuvor ein Annäherungsverbot erwirkt.
Der Mann beleidigt die Frau. Und mit den Worten «Jetzt mach ich dich fertig, jetzt bist du tot!» zückt er eine Art Dolch. Als die Frau sich in Sicherheit bringen will, packt er sie an den Haaren und sticht ihr in den Hals.Von den Schreien wird Luca aufmerksam. «Ich konnte nicht richtig sehen, was los ist, habe aber gemerkt, dass es ernst ist. Mein Handy hatte nur noch ein Prozent Akkuladung. Ich habe sofort die Polizei angerufen und gehofft, dass es durchhält.»
Den Täter angeschrien
Noch während Luca der Polizei in kurzen Worten schildert, was passiert, springt er aus dem Auto und schreit den Mann an. «Ich bin auf ihn zu, habe das Blut gesehen und gebrüllt: Hör auf, geh von der Frau weg, verpiss dich!». Luca kann zu dem Täter durchdringen, der schon mehrfach zugestochen hat. Jetzt sieht er Luca aber wie in Trance an und lässt von seinem Opfer ab. Langsam geht er davon in Richtung eines Brachgeländes. Sein Messer verbiegt er und wirft es weg.
Auch Luca Höppners Mutter bekommt das Geschehen mit: Als sie aus dem Geschäft zurückommt, hört sie die Schreie ihres Sohnes und sieht die blutende Frau im Kampf mit dem Angreifer. Finja Klenz rennt zurück in den Laden. «Ich habe gebrüllt, dass draußen männliche Unterstützung gebraucht wird, aber nur einer von den vielen Kunden ist mit nach draußen.» Begleitet von diesem Kunden folgt Luca Höppner dem nun unbewaffneten Täter. Der bleibt schließlich stehen und wartet regungslos auf das Eintreffen der Polizei. Finja Klenz kümmert sich mit einer Verkäuferin um das schwerverletzte Opfer.
Angeklagter bedankt sich
Der Täter wird wegen versuchten Totschlags zu vier Jahren und zwei Wochen Gefängnis verurteilt. Vor Gericht bedankt er sich ausdrücklich bei Luca, dass dieser ihn daran gehindert habe, zum Mörder zu werden.
Die Jury meint:
Luca Höppner und Finja Klenz haben in besonderer Weise Zivilcourage bewiesen, als sie am helllichten Tag Zeugen einer brutalen Gewalttat wurden. Der 18-jährige Schüler Luca Höppner reagierte spontan und umsichtig. Er alarmierte mit seinem Handy unverzüglich die Polizei und versuchte zeitgleich, die Aufmerksamkeit des bewaffneten Angreifers auf sich zu lenken. Seine Mutter Finja Klenz versuchte, Hilfe zu organisieren und leistete dem Opfer Erste Hilfe. Nur dank des sofortigen und umsichtigen Eingreifens von Mutter und Sohn konnte das Schlimmste verhindert werden. Luca Höppner und Finja Klenz haben im Sinne des XY-Preises vorbildlich gehandelt.
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