Neun Jahre nach „Ehrenmord“: Täter in Heimatland abgeschoben

Berlin (dpa/bb). Neun Jahre nach dem sogenannten Ehrenmord“ an der Deutsch-Türkin Hatun Sürücü ist der Todesschütze aus Berlin in die Türkei abgeschoben worden. Der jüngste Bruder der 23-Jährigen sei nach neun Jahren und knapp fünf Monaten Haft gestern entlassen und in sein Heimatland gebracht worden, verkündete Justizsprecherin Claudia Engfeld mit.

Der damals 18-Jährige hat im Februar 2005 seine Schwester mit drei Kopfschüssen auf offener Straße in Berlin-Tempelhof getötet. Die Familie akzeptierte den westlichen Lebensstil der jungen Mutter nicht. Der Mörder gestand die Schüsse und erklärte, seine Schwester habe mit ihrem Lebensstil die Ehre der Familie verletzt. Der Tod  der jungen Türkin löste damals bundesweit Entsetzen und eine Diskussion über Parallelgesellschaften aus.

Nach Brüdern wird international gefahndet
Zwei Bundespolizisten begleiteten den Entlassenen auf dem Flug nach Istanbul. Der in Berlin geborene Mann wurde am Morgen aus dem Gefängnis Plötzensee abgeholt und zum Flughafen Tegel gefahren, teilte die Justizsprecherin weiter mit. Die letzten anderthalb Jahre habe der Täter im Strafvollzug für Erwachsene gesessen. Er war zu einer Haft von neuneinhalb Jahren verurteilt worden. Ein Sprecher der Bundespolizei sagte, der Mann werde zunächst den türkischen Behörden übergeben.

Zwei weitere Brüder wurden 2006 in einem ersten Prozess in Berlin aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Der Bundesgerichtshof hob die Freisprüche 2007 auf. Zu einem neuen Verfahren kam es nicht mehr. Beide Brüder setzten sich in die Türkei ab. Sie sind seit Jahren zur internationalen Fahndung ausgeschrieben. Seit dem Vorjahr ermittelt die türkische Seite in einem eigenen Strafverfahren gegen die Männer. Die Berliner Staatsanwaltschaft übersandte auf  Ersuchen der türkischen Behörden umfangreiche Akten. Der Stand der Ermittlungen ist unklar. Die Türkei liefert ihre Staatsbürger nicht aus.

05.07.2014 Ta