Telefonat des Grauens

Solln-Prozess VIII: Was sich auf dem Bahnhof abspielte und was die Freundin über das Opfer sagt

München (dv). Der im vergangenen September an der Münchner S-Bahnstation Solln getötete Geschäftsmann Dominik Brunner ist nach Angaben seiner ehemaligen Lebensgefährtin völlig gesund gewesen. Die 51 Jahre alte Ärztin sagte im Prozess um den gewaltsamen Tod Brunners vor der Jugendkammer des Münchner Landgerichts als Zeugin aus. «Er hatte keinerlei gesundheitliche Beschwerden», betonte sie. Im Prozessverlauf war bekannt geworden, dass Brunner an Herzversagen gestorben war und nicht unmittelbar an den Verletzungen, die ihm seine beiden jugendlichen Peiniger mit Schlägen und Tritten zugefügt hatten.

Brunner fühlte sich gesund
Die Ärztin zeigte sich sicher, dass Brunner, mit dem sie zwischen 1991 und 2005 eine Beziehung führte, ihr anderenfalls von etwaigen Herzbeschwerden berichtet hätte. Brunner und die Frau hatten sich am Vortag der Vorfälle am Bahnhof Solln getroffen und den Abend sowie den Morgen des Tattages gemeinsam verbracht. Die Zeugin bezeichnete ihr Verhältnis zu Brunner als «sehr freundschaftlich».

Das Gericht hatte ursprünglich die Aussage des Vaters des Opfers, Oskar Brunner, vorgesehen, der in dem Prozess als Nebenkläger auftritt. Sein Zustand lasse eine Aussage derzeit aber nicht zu, wie seine Anwältin mitteilte.

Holt mal den Notarzt“
So wurde in der Verhandlung das Anhören des letzten Telefonats von Domionik Brunner vorgezogen. Er führte das Handygespräch auf dem Bahnhof Solln. Gewählt hatte er die Notrufnummer.

„Hier ist der Polizeinotruf. Bitte legen sie nicht auf.“
Dann Stille. Stoffgeräusche vom Handymikro. Brunner hat das Handy in der Tasche.
17 Sekunden: Hallo, Polizeinotruf.
20 Sekunden:
Stimmen. Unverständlich
22 Sekunden:
Freizeichen
23 Sekunden:
Brunner: „Oan erwischt’s gleich“
25 Sekunden:
Brunner: „I nimm oan mit, i nimm oan mit!“ Restlicher Text nicht verständlich.
27 Sekunden: Brunner: „I nimm oan mit“
34 Sekunden: Täter: „Komm her, komm her, Du Drecksau“
41 Sekunden: Brunner: „I nimm oan mit, i nimm oan mit!
45 Sekunden:
Täter: „Du Bastard, Mann. Du Bastard, Mann“
50 Sekunden:
Täter: „Du Arschloch, du Bastard“
51 Sekunden:
Ein Mann: „Lasst den Scheiß da drüben!“
54 Sekunden:
Stimme: „Holt die Polizei!“
56 Sekunden:
„Lasst den Mann“
57 Sekunden:
Täter: „Bastard“
1 Minute 4 Sekunden:
Täter: „Du Bastard“
1 Minute 7 Sekunden:
Täter: „Ist mir scheißegal“
1 Minute 9 Sekunden:
Täter: „Verpiss dich“
1 Minute 12 Sekunden:
Brunner stöhnt nur noch
1 Minute 13 Sekunden:
Täter: „Fuck, Mann“
1 Minute 16 Sekunden:
Täter: „Du Motherfucker“
Ein Mann schreit: „Hört auf!“
1 Minute 20 Sekunden:
„Aufhören!“ Täter: „Bastard, Mann“
1 Minute 22 Sekunden:
Brunner stöhnt
1 Minute 24 Sekunden:
Täter: „Du Motherfucker“
1 Minute 26 Sekunden:
Frau aus Notrufzentrale: „Da ist eine Schlägerei. Ich höre alles mit“
1 Minute 27 Sekunden:
Männerstimme: „Hört auf“
1 Minute 32 Sekunden:
Frauenstimme: „Lieber Gott…“
1 Minute 33 Sekunden:
Täter: „Motherfucker“
1 Minute 35 Sekunden:
Mann: „Ne, ne. Bleibt mal schön hier“
1 Minute 37 Sekunden:
Frau aus Notrufzentrale: „Die schlägern nur.“
1 Minute 40 Sekunden:
S-Bahn fährt ein. Man versteht nichts mehr
1 Minute 53 Sekunden:
Männerstimme: „Keine Ahnung. Holt einen Krankenwagen“
1 Minute 54 Sekunden:
„Holt mal den Notarzt!
2 Minute 2 Sekunden: Frau: „Ruft die Polizei!“
2 Minute 5 Sekunden
:„Hallo, hier ist der Notruf. Bitte legen Sie nicht auf.“

28.07.2010 dv