Marburg (dpa). Fünf Monate nach ihrer Festnahme kommt eine in Verdacht geratene Marburger Frühchen-Krankenschwester wieder auf freien Fuß. Wegen neuer Ermittlungsergebnisse sei die Aufhebung des Untersuchungshaftbefehls beantragt worden, teilte die Staatsanwaltschaft. Grund: Es gebe derzeit keinen dringenden Tatverdacht auf ein Tötungsdelikt mehr. Die Krankenschwester des Uni-Klinikums Marburg war im Februar in Haft gekommen, weil sie mindestens einem Frühchen unerlaubt Narkosemittel verabreicht und es so beinahe getötet haben soll. Rasch kamen weitere Verdachtsfälle auf – die Ermittler ließen sogar ein auf der Frühchenstation der Klinik gestorbenes Baby exhumieren.
Die Ermittler gehen nun nach dem Ergebnis eines Gutachtens davon aus, dass die Krankenschwester insgesamt drei Frühchen Narkose- oder Beruhigungsmittel gab. Allerdings könne ihr kein Tötungsdelikt nachgewiesen werden. Zwei Kinder überlebten, bei dem dritten handelte es sich um das exhumierte Baby. Es sei unwahrscheinlich, dass die Mittel zum Tod führten, sagte eine Sprecherin der Marburger Staatsanwaltschaft.
Der Krankenschwester «ging es nicht um den Tod der Kinder», erläuterte die Sprecherin weiter. Nach der Verabreichung der Arzneien habe sie Schritte unternommen, das Leben der Kinder zu retten. Warum sie den Babys überhaupt die Mittel gab, ist unklar. Bei den weiteren Ermittlungen soll geprüft werden, ob Misshandlung von Schutzbefohlenen sowie gefährliche Körperverletzung in Betracht kommen.
05.07.2016 Ta