Urnenfund: Bestatter weist Betrugsvorwürfe zurück

Stolberg (dpa). Nur ein Name sowie das Geburts- und Sterbedatum erinnern an die Toten: Nach dem unheimlichen Fund von 67 Urnen in einem leerstehenden Haus in der Harzgemeinde Stolberg am Rande von Sachsen-Anhalt ermitteln Staatsanwaltschaft und Polizei. Im Fokus: ein ehemaliger Inhaber eines Beerdigungsinstituts. Es geht um den Vorwurf des gewerbsmäßigen Betrugs. Es bestehe der Verdacht, dass der Mann Aufträge für Seebestattungen von Angehörigen aus ganz Deutschland angenommen, jedoch nicht ausgeführt habe, erklärte die Polizei.

Der Verdächtige wies die Vorwürfe des Betrugs zurück: «Bei den in Stolberg gefundenen Urnen handelt es sich um Verstorbene, deren Bestattung zwar beauftragt, aber nie bezahlt worden ist», sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Die Kosten für die 67 Überführungen und Einäscherungen habe er getragen. Er habe die Ordnungsämter informiert, jedoch keine Rückmeldungen erhalten. Die Beamten hätten den Mann noch nicht zu den Vorwürfen befragt, sagte eine Sprecherin der Polizei in Halle. Derzeit würden Fakten zusammengetragen, bevor eine Befragung erfolge.

Eine heikle Sache, die ihre Zeit braucht
Für die Behörden kommt nur langsam Klarheit in den Fall. Am Mittwoch fanden Beamte die dicht an dicht gereihten, beschrifteten Gefäße in einem verlassenen Fachwerkhaus in dem kleinen Ort im schwach besiedelten Landkreis Mansfeld-Südharz. Zuvor hatten Journalisten laut MDR dem Stolberger Oberbürgermeister Ulrich Franke (FDP) Hinweise zugespielt. Beamte entdeckten die Urnen und Dokumente, die den Verdacht auf den Bestatter lenkten, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Halle berichtete.

Wie lange die Urnen in dem Raum standen, ist dem Polizeisprecher zufolge unklar. Wo sie derzeit aufbewahrt werden, darüber schweigen sich Polizei und Ordnungsamt der Gemeinde Südharz aus. «Man sollte den Toten ihre Ruhe lassen», sagte die Leiterin des Ordnungsamtes, Katrin Buchmann. Die Beamten würden intensiv nach den Hinterbliebenen forschen. «Es haben sich noch keine Menschen bei uns gemeldet», sagte ein Polizeisprecher aus Eisleben.Der Fall sei heikel. Der finanzielle Schaden betrage mehrere Tausend Euro.

14.12.2013 Ta